Release September 12, 2025
EAN/UPC: 705304473429
Traumton CD: 4734
Lineup
Frederik Köster (trumpet, flugelhorn)
NDR Bigband
Geir Lysne (Conductor)
trumpets: Martijn de Laat, Ingolf Burkhardt, Christian Höhn, Percy Pursglove (27.- 28.05.2024), Christian Mehler (29.-30.05.2024)
saxophones: Fiete Felsch (alto), Björn Berger (alto), Julius Gawlik (tenor), Frank Delle (tenor), Daniel Buch (baritone)
trombones: Dan Gottshall, Klaus Heidenreich, Will Pethick, Ingo Lahme (bass trombone)
guitar: Sandra Hempel
bass: Ingmar Heller
piano: Florian Weber
drums: Jonas Burgwinkel
percussion: Marcio Doctor
Recording Supervisor & Editing: Gert van den Dolder
Recording engineer: Manuel Glowczewski
Mixed by Gert Jan van den Dolder
Mastered by Alex Kloss
Executive producers: Michael Dreyer (NDR) & Stefan Gerdes (NDR)
℗ Norddeutscher Rundfunk 2024, licensed by OneGate Media GmbH – A Studio Hamburg Company
Info / Info english
Frederik Köster / NDR Bigband – K. on the Shore
Seit mehr als 15 Jahren zählt Frederik Köster zu den prägnanten Figuren der deutschen Jazzszene. Der Kölner Trompeter und Komponist wurde unter anderem in Trilok Gurtus Band auch international bekannt und als Bandleader/Instrumentalist mehrfach ausgezeichnet. Beispielsweise erhielt Köster den WDR- und den Westfahlen-Jazzpreis sowie zwei Jazz-Echos, einen davon für das intime Duo-Album Canada mit Pianist Sebastian Sternal, der auch zu Kösters Quartett Die Verwandlung gehört. Das jüngste Album von Die Verwandlung, Stufen, wurde weithin gelobt. BR Klassik erkannte „eine sich permanent wandelnde Dialektik der Klänge, die von großer, manchmal hymnischer Schönheit sind“ sowie „vielschichtig verflochtene, rhythmische und harmonische Ebenen.“ Auch das Magazin Concerto hob Kösters „großartig nuanciertes Spiel“ hervor. Und die FAZ schrieb anlässlich eines Konzerts: „Die Musiker begeistern […] mit großer dynamischer Spannweite, die von intensiven Energieschüben bis zu A-capella-Passagen reicht. Spielfreude und Raffinesse […] lassen keine Wünsche offen.“
Immer wieder gelingt es Frederik Köster, mit wechselnder Klang-Ästhetik oder unerwarteten Konstellationen zu überraschen. Mal präsentiert seine Band individuelle Fusionen von akustischer Virtuosität und kluger Elektro-Ästhetik (das Album Golden Age stand auf der Longlist des Preises der deutschen Schallplattenkritik), mal verblüfft der Stilist durch eine spektakuläre Orchester-Produktion Homeward Bound Suite. Ein Faible für Bigbands pflegt Köster schon seit seinem Studium an der Kölner HfMT. Seinerzeit spielte er häufiger in großformatigen Ensembles, etwa unter Peter Herbolzheimer oder bei der WDR Bigband. Irgendwann verlegte er sich darauf, nur noch als Solist mit solchen Bands aufzutreten oder für sie zu komponieren. Inspiriert u.a. von Kenny Wheeler (Music For Large & Small Ensembles) und Maria Schneider.
Das aktuelle Projekt mit der NDR Bigband ging von deren Manager Michael Dreyer aus, mit dem Köster seit 15 Jahren gut bekannt ist. „Ich hatte schon seit längerem daran gedacht, ein Projekt mit der NDR Bigband zu machen“, sagt Köster, „dabei geht’s mir aber nicht nur um die Möglichkeiten des Klangkörpers als solchem. Einige der Musiker*innen kenne ich sehr gut, darunter Sandra Hempel, Florian Weber, Klaus Heidenreich. Diese Freundschaften spielen eine wichtige Rolle, ebenso natürlich die Bedingungen, die eine Radio-Bigband bieten kann.“ Letztlich habe sich die Zusammenarbeit zu einem „echten Herzensprojekt“ entwickelt, sagt Köster sichtlich zufrieden.
Rund ein Jahr hat er an Kompositionen und Arrangements gearbeitet, im Wesentlichen konzentriert in zwei Etappen. Währenddessen habe er sich „ein wenig wie ein Architekt gefühlt. Nachdem ich die Skizzen und das Leitmotiv fertig hatte, ging ich an die Orchestrierungen und die Dramaturgie. In dieser Phase habe ich mich intensiv mit Geir Lysne ausgetauscht, der meine Ideen letztlich sehr detailgenau umgesetzt hat.“ Darüber hinaus entwickelte Köster Momente, „die den orchestralen Rahmen verlassen, sich in Spielhaltung, Ausdruck und Klang einer Combo nähern.“ Dazu gehören beispielsweise a capella-Passagen einiger kleinerer Bläsergruppen oder frei angelegte Teile, in denen kollektiv improvisiert werden kann – letztere exemplarisch zu erleben in Arch Duke und HB Wonderland. „Generell hatte ich das Ziel, einigen gewohnten Bigband-Stilistiken etwas entgegen zu setzen“, erklärt Köster, „also Hierarchien aufzubrechen, spezielle Texturen zu gestalten, klassische Muster zu vermeiden.“ Bemerkenswert ist auch die rhythmische Vielfalt der Stücke. Sie reicht vom 9/8 in Yougottadance über 5/4 (About Birds) und 7/8 (About Frogs And Worms) bis zum Walzertakt des finalen Naoko.
Wie schon häufig bei Frederik Köster sind auch seine neuen Stücke von Literatur inspiriert. „Michael weiß, dass ich Fan von Haruki Murakami bin und hatte daher die Idee zu einem Programm, das sich mit dessen Werk beschäftigt. Von selbst wäre ich vermutlich nicht darauf gekommen, einem einzelnen Autor ein ganzes Programm zu widmen. Aber dann dachte ich darüber nach und fand in vielen Texten Anknüpfungs- und Umsetzungspunkte. Und daraus ließ sich auch ein roter Faden entwickeln.“ Beispielsweise übersetzt er die von Murakami häufig kreierten surrealen Szenen in polyphone oder freie Passagen. Insgesamt komponierte Köster eine Art Suite, die wie die Werke des japanischen Autors in vielen Facetten schillern.
Ein typischer Murakami-Charakter ist ein Mann Anfang 30, der nach einer Trennung in einer Sinnkrise steckt und auf eine Reise geht. Ihn beschreibt Köster durch ein Leitmotiv, das in der Suite mehrfach wiederkehrt: im dreiteiligen Aufmacherstück (Lonely Young Man), in „About Frogs and Worms“ und in Closing. Murakamis Roman Kafka am Strand wurde zur Inspirationsquelle für gleich zwei Stücke. „Eins davon, Arch Duke, steht stellvertretend für Szenen in der Geschichte, in denen Musik eine übergeordnete Rolle spielt“, erklärt Köster. „Es gibt ein klassisches Stück von Beethoven, dass auch Arch Duke heißt, das mir beim Schreiben ebenso durch den Kopf ging wie Musik des Impressionismus. Und dazu kommt eine kollektive Improvisation.“
Fast naheliegend, bezieht sich About Birds auf das Buch Mister Aufziehvogel. „Das Stück wird buchstäblich am Anfang aufgezogen, es kommt wie ein Spielzeug langsam in die Gänge. In der Geschichte gibt es ständig Vogelreferenzen und einen Protagonisten, der Aufziehvogel genannt wird. Entsprechend war mein Ziel, die Komposition sehr ’vogelig’ klingen zu lassen, mit vielen gedoppelten Flöten, Klarinetten und Bassklarinette.“ Wie ideenreich Köster Murakamis Fantasien umzusetzen versteht, zeigen weiterhin Yougottadance (Impulsgeber: Tanz mit dem Schafsmann), das rhythmisch einen einen rituellen Tanz imaginiert, sowie das „Liebeslied“ Aomame and Tengo (Inspiration: 1Q84): „Die beiden Protagonisten Aomame und Tengo begegnen sich erst am Schluss des Buches wirklich, so auch Florian am Klavier und ich an der Trompete.“
Immer wieder verblüfft Köster mit listigen Details, die er in seine Stücke eingeflochten hat, ganz zuletzt auch bei Naoko. Hinter den Flügelhorn-Soli von ihm und Percy Pursglove lässt er, einem Abspann ähnlich, noch mal alle Themen der Suite aufleuchten. Mit K On The Shore zeigt Frederik Köster ein weiteres Mal seinen herausragenden Gestaltungswillen nicht nur als Trompeter, sondern ebenso als Komponist und Arrangeur. Und die flexible NDR Bigband mit ihren hochkarätigen Musiker*innen und Solisten verleiht Kösters individuellen Ideenwelten Glanz und Lebendigkeit.
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Frederik Köster / NDR Bigband – K. on the Shore (english)
For more than 15 years, Frederik Köster has been one of the most prominent figures on the German jazz scene. The Cologne-based trumpeter and composer gained international recognition as a member of Trilok Gurtu’s band, among others, and has received numerous awards as a bandleader and instrumentalist. For example, Köster received the WDR and Westfalen Jazz Awards as well as two Jazz Echo Awards, one of which was for the intimate duo album Canada with pianist Sebastian Sternal, who is also a member of Köster’s quartet Die Verwandlung. Die Verwandlung’s latest album, Stufen, has been widely praised. BR Klassik recognized “a constantly changing dialectic of sounds that are of great, sometimes hymnal beauty” as well as “multilayered, interwoven rhythmic and harmonic levels.” Concerto magazine also highlighted Köster’s “magnificently nuanced playing.” And the FAZ wrote on the occasion of a concert: “The musicians inspire […] with a wide dynamic range, from intense bursts of energy to a cappella passages. Their joy of playing and sophistication […] leave nothing to be desired.”
Frederik Köster repeatedly succeeds in surprising listeners with changing sound aesthetics or unexpected constellations. Sometimes his band presents individual fusions of acoustic virtuosity and clever electro aesthetics (the album Golden Age was on the longlist for the German Record Critics‘ Award), sometimes the stylist amazes with a spectacular orchestral production, Homeward Bound Suite. Köster has had a penchant for big bands since his studies at the Cologne University of Music and Dance. At that time, he often played in large ensembles, for example with Peter Herbolzheimer or the WDR Big Band. At some point, he decided to only perform as a soloist with such bands or to compose for them. He was inspired by Kenny Wheeler (Music For Large & Small Ensembles) and Maria Schneider, among others.
The current project with the NDR Big Band was initiated by its manager Michael Dreyer, whom Köster has known well for 15 years. “I had been thinking about doing a project with the NDR Big Band for quite some time,” says Köster, „but for me it’s not just about the possibilities of the ensemble as such. I know some of the musicians very well, including Sandra Hempel, Florian Weber, and Klaus Heidenreich. These friendships play an important role, as do, of course, the conditions that a radio big band can offer.“ Ultimately, the collaboration has developed into a ”real labor of love,“ says Köster, visibly satisfied.
He spent around a year working on compositions and arrangements, essentially concentrated in two stages. During this time, he “felt a bit like an architect. After I had finished the sketches and the leitmotif, I moved on to the orchestrations and dramaturgy. During this phase, I exchanged ideas intensively with Geir Lysne, who ultimately implemented my ideas in great detail.” In addition, Köster developed moments “that leave the orchestral framework and approach the playing style, expression, and sound of a combo.” These include, for example, a cappella passages by some smaller wind sections or freely arranged parts in which collective improvisation is possible – the latter can be experienced in Arch Duke and HB Wonderland. “In general, my goal was to counteract some of the usual big band stylistics,” explains Köster, „i.e., to break down hierarchies, create special textures, and avoid classical patterns. “ The rhythmic diversity of the pieces is also remarkable. It ranges from 9/8 in Yougottadance to 5/4 (About Birds) and 7/8 (About Frogs And Worms) to the waltz tempo of the final Naoko.
As is often the case with Frederik Köster, his new pieces are inspired by literature. „Michael knows that I’m a fan of Haruki Murakami, so he came up with the idea for a program that deals with his work. I probably wouldn’t have thought of dedicating an entire program to a single author on my own. But then I thought about it and found many points of connection and implementation in many of the texts. And from that, a common thread developed.“ For example, he translates the surreal scenes frequently created by Murakami into polyphonic or free passages. Overall, Köster composed a kind of suite that, like the works of the Japanese author, shimmers in many facets.
A typical Murakami character is a man in his early 30s who, after a breakup, finds himself in an existential crisis and goes on a journey. Köster describes him through a leitmotif that recurs several times in the suite: in the three-part opening piece (Lonely Young Man), in “About Frogs and Worms,” and in Closing. Murakami’s novel Kafka on the Shore was the inspiration for two pieces. “One of them, Arch Duke, represents scenes in the story where music plays a major role,” explains Köster. “There is a classical piece by Beethoven that is also called Arch Duke, which was on my mind while writing, as was impressionist music. And then there is a collective improvisation.”
Almost obviously, About Birds refers to the book Mister Wind-Up Bird. „The piece is literally wound up at the beginning, slowly getting going like a toy. The story is full of references to birds and features a protagonist called Wind-Up Bird. Accordingly, my goal was to make the composition sound very ‘bird-like’, with lots of doubled flutes, clarinets, and bass clarinet.“ Köster’s imaginative approach to realizing Murakami’s fantasies is further demonstrated in Yougottadance (Impulse Generator: Dance with the Sheep Man), which rhythmically imagines a ritual dance, as well as the “love song” Aomame and Tengo (Inspiration: 1Q84): “The two protagonists, Aomame and Tengo, only really meet at the end of the book, as do Florian on the piano and I on the trumpet.”
Köster repeatedly amazes with clever details woven into his pieces, most recently in Naoko. Behind the flugelhorn solos by him and Percy Pursglove, he brings back all the themes of the suite, similar to a closing credits sequence. With K. On the Shore, Frederik Köster once again demonstrates his outstanding creative talent, not only as a trumpeter, but also as a composer and arranger. And the flexible NDR Big Band, with its top-class musicians and soloists, lends Köster’s individual ideas brilliance and vitality.