Release Mai 24, 2024
EAN/UPC: 705304472224
Traumton CD 4722
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Lineup:
Fabian Dudek: alto-saxophone, flute, compositions
Felix Hauptmann: piano, synthesizer
David Helm: bass
Fabian Arends: drums
All compositions by Fabian Dudek
All titles published by Traumton Musikverlag
Recorded by Dirk Schmidt live at JAKI in Cologne
Mixed and mastered by Martin Ruch
Artwork by Benjamin Rückert.
Info / Info english
Fabian Dudek – Distant Skies, We Dream
2019 veröffentlichte Fabian Dudek Creating Meaning, das Debütalbum seines im Jahr davor formierten Quartetts. Im Februar 2022 erschien der Nachfolger Isolated Flowers und untermauerte Dudeks Ruf als „Überflieger des zeitgenössischen Jazz“ (FAZ). Beide Produktionen wie auch Konzerte der Band erhielten begeisterte Resonanz, das zweite Werk wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert. „Auf dem Weg zum unlimitierten Jazz“ titelte das Magazin Concerto zu Isolated Flowers, die Jury der Horst und Gretl Will-Stiftung lobte unter anderem die „bestechende Mischung aus Ideenfülle und Klarheit der Absichten und Richtungen, aus instrumentaler Virtuosität und mehrbödig-eigensinniger Klanggestaltung“. Im BR hieß es: „seine explosiven […] Eskapaden sind so virtuos wie komplex. Sein Kompositionsstil ist im besten Sinne phantasievoll.“ Und in der Frankfurter Rundschau begeisterte sich Hans-Jürgen Linke für „Musik aus Energieflüssen, eigentümlichen Harmonien, tonalen Freiheiten, artikulatorischen Erweiterungen.“
Im vergangenen Jahr hat Dudek mit dem Sextett La Campagne das vielschichtige Album Protecting A Picture That’s Fading veröffentlicht, jetzt präsentiert er neue Werke seines Quartetts auf Distant Skies, We Dream. Das schon zuvor bemerkenswert hohe Niveau erfährt eine nochmalige Steigerung. Zunächst durch Dudeks ausgefuchste Kompositionen, deren rhythmische Raffinesse und Detailschärfe markante Zeichen in die zeitgenössische Jazz-Landschaft setzen. Zudem beeindruckt das nuancierte bis wuchtige, stets extrem aufmerksame Zusammenspiel der Working Band, die merklich zusammengewachsen ist und ihre Dynamik zwischen leisen und leidenschaftlich eskalierenden Passagen, zwischen Kontrasten und Verdichtungen noch steigern konnte. Bei aller emotionalen Kraft agiert sie pointierter denn je, setzt kleinteilige Strukturen konsequent um und lässt ihre Expressivität gezielt aufbrausen. Erweiterungen der Klangfarbenpalette, vor allem durch David Helms E-Bass, aber auch von Synthesizer, Dudeks punktuell aufleuchtender Querflöte und seinem extrem variablen Ausdruck auf dem Saxofon, sind weitere Facetten der eindrucksvollen Entwicklung.
„Für mich persönlich ist das Album ein Meilenstein, weil ich jetzt an einem Punkt bin, den ich länger angestrebt hatte“, fasst Fabian Dudek zufrieden zusammen. „Ich habe danach gesucht, eine Band zum Fließen zu bringen und gleichzeitig experimentelle Aspekte in die Musik zu integrieren. Das ist uns jetzt super gelungen und es macht extrem Spaß, die Stücke zu spielen.“ Offenkundig hatte Dudek, der Stipendiat der Studienstiftung des dt. Volkes war und 2022 seinen Master bei Frank Gratkowski abschloss, bereits beim Schreiben viel Vergnügen, allein schon mit Blick auf ungerade Metren und ständige Taktwechsel. „Es geht die ganze Zeit querbeet, gegen die traditionellen Normen, nicht nur bei den Metren. Zwar gibt es klare harmonische Strukturen, aber keine Akkorde, die sklavisch eingehalten werden müssen. So entstehen viele Freiräume, in denen alles möglich wird und Platz für alles ist.“ Dazu gehören auch „mikrotonale Verstimmungen zwischen Klavier und Synthesizer“ im Titelstück Distant Skies, We Dream, dem ruhigsten und auch melancholischsten Stück, das vom Quartett bis dato zu hören war.
Bei aller Komplexität seiner Kompositionen legt Dudek viel Wert auf eben diese Freiräume, die von seinen Mitmusikern ausgestaltet werden können und zum Improvisieren einladen. Die Musik lebe natürlich auch davon, dass man sich gegenseitig überraschen könne. „Dafür müssen die Stücke eine gewisse Offenheit, vielleicht auch Fragilität mitbringen, die Abzweigungen erlaubt. Das Ergebnis ist im Idealfall sehr stringent, kann aber auch mal auseinanderfallen.“ In den vergangenen Jahren hätten sie gemeinsam viele Wege ausprobiert und sich dabei zuweilen stark auf das Jazzfeld konzentriert, sagt Dudek. Heute ist das Terrain zweifellos weiter gesteckt. Beispielsweise wenn Pianist Felix Hauptmann in seiner vierminütigen Einleitung zum Opus Magnum The River Flows Everywhere die Ästhetik der klassischen Moderne anklingen lässt und später im gleichen Stück fast impressionistisch spielt. Oder wenn er (auf Dudeks Impuls hin) in Everything Is A Present über eine längere Strecke Strukturen von Morton Feldman übernimmt.
Ein anderer wichtiger Aspekt des Albums ist die Aufnahmesituation. Denn was als Studioproduktion geplant war, wurde überraschend dann doch zu einem Live-Mitschnitt. „Wir hatten die Stücke in der Fattoria eingespielt und fanden die Ergebnisse eigentlich super“, erzählt Dudek, „zumal wir das Repertoire schon vorher bei Konzerten entsprechend ausgefeilt hatten.“ Zurück in Köln gab das Quartett im Jaki ein Konzert, „das eigentlich ein bisschen schwierig war. Umso mehr spielten wir alle ‚on fire‘ und der Gig entwickelte eine extrem starke Energie.“ Wegen der Intensität des Interplay wurde kurzerhand beschlossen, nur die Liveaufnahmen für die CD zu verwenden, obwohl das Klavier im Club nicht die Klangqualität des Studioflügels hat. „Ich suche und brauche manchmal auch ein bisschen Schmutz“, grinst Dudek, der neben Coltrane, Feldman, Ives und Sakamoto eben auch James Brown respektive Maceo Parker, Tom Waits und manchen Hiphop-Künstler schätzt.
Die Frage nach möglichen Hintergründen seiner Kompositionen beantwortet Fabian Dudek mit einer persönlichen Philosophie. „Ich möchte im Grunde weg von der Bedeutungsdefinition einzelner Stücke, hin zum Sinn eines kompletten Albums. Natürlich hat die Musik für mich eine Bedeutung, die ich auch fühle. Aber ich will nicht vorgeben, wie sie auf andere wirken soll. Aus meiner Sicht wird sich der Sinn der Musik beim Zuhören zeigen, selbst wenn sie bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Eindrücke hinterlässt.“
Eindeutig ist, dass sich Fabian Dudek und sein Quartett mit Distant Skies, We Dream ein weiteres Mal selbst übertroffen haben. Spannende Kompositionen mit enormer Tiefenschärfe, das souveräne Zusammenspiel und die ebenso klugen wie lebendigen Improvisationen bringen die Band endgültig in die Championsleague des zeitgenössischen internationalen Jazz.
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Fabian Dudek – Distant Skies, We Dream (english)
In 2019, Fabian Dudek released Creating Meaning, the debut album of his quartet, which had formed the previous year. In February 2022, the following album Isolated Flowers came out, consolidating Dudek’s reputation as a “high-flyer of contemporary jazz” (FAZ). Both productions as well as the band’s concerts received enthusiastic acclaim, and the second album was nominated for the German Record Critics‘ Award. “On the path to unlimited jazz” the magazine Concerto wrote about Isolated Flowers, and the jury of the Horst and Gretl Will Foundation praised, among other things, the “captivating blend of inventiveness and clarity of intention and direction, of instrumental virtuosity and multi-layered, original sound design.” Bavarian Radio BR said: “His explosive […] escapades are as virtuos as they are complex. His compositional style is fantastically imaginative in the best sense possible.” And in the Frankfurter Rundschau, Hans-Jürgen Linke was thrilled by “music made of flows of energy, peculiar harmonies, tonal freedoms and articulatory expansions.”
Last year, Dudek released the diverse album Protecting A Picture That’s Fading with the sextet La Campagne, now he presents the new pieces by his quartet on Distant Skies, We Dream. The already remarkably high quality has been raised even further. First of all through Dudek’s sophisticated compositions, whose rhythmic sophistication and precise detail set a striking mark in the contemporary jazz landscape. In addition, the nuanced but also powerful, always extremely attentive interplay of the working band is impressive; they have noticeably grown together and have been able to increase their dynamics between quiet and passionately escalating passages, between contrasts and densifications. With all its emotional power, the band is more incisive than ever, convincingly realizing intricate structures and purposefully letting its expressiveness burst out. An additional facet of this impressive development is the expansion of the sound palette, especially by David Helm’s electric bass, but also by the synthesizer, Dudek’s occasionally sparkling flute and his extremely variable expression on the saxophone.
“This album is a personal milestone for me, because I am at a point now that I have been striving for for a long time,” Fabian Dudek summarizes contendedly. “I have been seeking to get a band to flow and at the same time integrate experimental aspects in the music. We have succeeded at that very well now and it is extremely fun to play these pieces.” Dudek, who was a scholarship student of the German Academic Scholarship Foundation and completed his master’s degree with Frank Gratkowski in 2022, obviously had great fun writing the music, just going by his use of odd metres and the constant time changes. “Everything is all over the place the whole time, going against traditional norms, not just in terms of rhythmic meters. There are indeed clear harmonic structures, but no chords that need be slavishly followed the whole time. This creates a lot of free space in which everything is possible and there is room for everything.” This also include “microtonal detunings between the piano and synthesizer” in the title piece “Distant Skies, We Dream”, the calmest and also most melancholic piece to be heard from the quartet thus far.
With all the complexity of his compositions Dudek places great importance on exactly these open spaces, which can be shaped by his fellow musicians and invite improvisations. Of course the music also thrives on the fact that they can surprise each other. “To achieve this the pieces need to have a certain openness, perhaps even fragility, that allows different paths. Ideally the result is very compelling, but it can also fall apart sometimes.” In the past years they have tried out many paths together, occasionally concentrating heavily on the jazz field, Dudek says. Today the terrain is definitely broader. For example, when pianist Felix Hauptmann references the aesthetic of modern Classical music four-minute intro to the magnum opus “The River Flows Everywhere” and later in the same piece plays in an almost impressionistic manner. Or when he (on Dudek’s impulse) adopts structures from Morton Feldman over longer passages in “Everything Is A Present”.
Another important aspect of the album is the recording situation. What was planned as a studio production surprisingly turned out to be a live recording in the end. “We had recorded the pieces in the Fattoria and actually thought the results were great,” says Dudek, “especially as we had already polished the repertoire in concerts beforehand.” Back in Cologne, the quartet gave a concert at the Jaki, “which was actually a bit difficult. All the more we all played ‚on fire‘ and the gig developed an extremely strong energy.” Due to the intensity of the interplay, it was decided quickly to use only the live recordings for the album, even though the piano in the club did not have the sound quality of the grand piano at the studio. “I look for and need a bit of dirt sometimes,” grins Dudek, who appreciates not only Coltrane, Feldman, Ives and Sakamoto, but also James Brown with Maceo Parker, Tom Waits and some hip-hop artists.
Fabian Dudek answers the question about possible backgrounds to his compositions with a personal philosophy. “Generally I want to move away from defining the meaning of individual pieces and instead focus on the sense of a complete album. Of course the music has a meaning to me, which I also feel. But I don’t want to dictate how it should affect others. From my perspective, the meaning of the music is revealed when listening to it, even if it leaves different impressions on different people.”
It is clear that Fabian Dudek and his quartet have once again outdone themselves with Distant Skies, We Dream. Exciting compositions with enormous depth of detail, masterful interplay and equally clever and lively improvisations defintively place the band in the Champions League of contemporary international jazz.