Release November 15, 2024
EAN/UPC: 705304472927
Traumton CD 4729-2 , LP 4729-1
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Lineup:
Arne Jansen: guitar
Anders Jormin: double bass
Uwe Steinmetz: alto & soprano saxophones
Info / Info english
Arne Jansen, Anders Jormin, Uwe Steinmetz – The Pilgrimage
Man muss es als eine glückliche Fügung des Himmels bezeichnen, dass diese drei Musiker zusammengefunden haben: Am Kontrabass der Schwede Anders Jornim, einer der wichtigsten Tieftöner der europäischen Jazz-Szene mit acht Alben als Bandleader für ECM und einer prallvollen künstlerischen Vita mit Touren und Aufnahmen an der Seite von Legenden wie Elvin Jones, Albert Mangelsdorff, Joe Henderson, Lee Konitz oder Kenny Wheeler. An der Gitarre Arne Jansen, der zweifach mit dem „ECHO Jazz“ ausgezeichnete Berliner, der mit dem senegalesischen Orchestra Baobab, Nils Landgren oder Jazzanova spielte und dessen Duo-Aufnahme mit Nils Wülker unlängst sogar auf Platz 15 der deutschen Pop-Charts kletterte. Am Saxofon der ebenfalls in Berlin lebende Uwe Steinmetz, der sich neben seiner Zusammenarbeit mit u.a. Joe Maneri oder Tord Gustafvsen einen Namen als Komponist für die NDR Bigband oder das Fitzwilliam String Quartet machen konnte.
Erstmals trat das deutsch-schwedische Trio 2016 in der Kathedrale in Göteborg im Rahmen eines nordischen Kirchenmusikfestivals auf. Sofort war klar, dass es eine spezielle Verbindung zwischen den drei Musikern gibt. Eine in dieser Form nicht oft zu beobachtende Gleichgestimmtheit, die auch die gemeinsame Tournee des Trios im Herbst 2022 prägte – und im besonderen Maße das Abschlusskonzert in der Waldkirche am Timmendorfer Strand am 22. Oktober.
Nicht umsonst trägt das aus dem Live-Mitschnitt entstandene Album nun den Titel „The Pilgrimage“. Zum einen, weil es mit „La Peregrinacion“ beginnt, einem Pilgerlied des Argentiniers und „Misa Criolla“-Komponisten Ariel Ramirez. Zum anderen, weil Jansen, Jormin und Steinmetz in ihren zwischen Jazz, Klassik, nordischer und außereuropäischer Folklore wandelnden Stücken den Urgründen eines universellen menschlichen Phänomens nachspüren. „Pilgerfahrten sind Bestandteil aller großen Religionen in der Welt“, sagt Bassist Jormin. „Ich denke, als Musiker ist es dein Ziel, Kontakt zu diesem tieferen Sinn herzustellen. Im besten Fall ist man ein Gefäß dafür, ein Resonanzboden, der mit dem Publikum und den anderen Musikern schwingt“, ergänzt Gitarrist Jansen.
Dass es dem Trio auf „The Pilgrimage“ so hervorragend gelingt, das Innere der Zuhörenden zum Klingen zu bringen, liegt auch an der speziellen Beschaffenheit der gespielten Kompositionen. Hinter jedem Stück verbirgt sich eine höchst persönliche Geschichte, die die Weltläufigkeit der drei Musiker reflektiert. Das gilt im besonderen Maße für den Berliner Saxofonisten Steinmetz, auf dessen Initiative sich das Trio 2016 formierte. Steinmetz ist ein unermüdlicher Wanderer auf der Suche nach den Verbindungslinien zwischen sakraler Musik und dem Jazz, dessen Studien ihn praktisch einmal rund um die Welt geführt haben. Von ihm stammt unter anderem das auf einem Morgen-Raga basierende „The Promise“, das unter dem Eindruck eines Indien-Aufenthalts entstand, und das ostinat tänzelnde „New Flower“. Letzteres schrieb Steinmetz, als er 2008 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba unterrichtete und das Gefühl von Optimismus in einem Land einfangen wollte, das schon bald in Bürgerkriegsunruhen versinken sollte. „Dieses Stück erinnert mich daran, wie wichtig es ist, den Moment zu feiern“, erklärt der Komponist, der bei der Live-Darbietung der Nummer ausgesprochen intensive Linien auf seinem Sopran bläst.
Die Wurzeln von „He Who Counts the Stars“ aus der Feder Jansens liegen wiederum in Usbekistan. Die ätherisch schwebende Klangerzählung wurde von dem im 15. Jahrhundert erbauten Observatorium von Ulug Beg inspiriert, das der Berliner Gitarrist während einer Konzerttour nach Samarkand besucht hatte. Gleichzeitig stand bei der Entstehung der Komposition auch der Este Arvo Pärt Pate, dessen musikalische Auseinandersetzungen mit der Liturgie das Spiel des Trios einfärben wie ein durch ein buntes Kirchenfenster dringender Frühlingssonnenstrahl. Dem soulig-gospeligen „Deep Wood“ liegt ebenfalls eine besondere Geschichte zugrunde: der unverhoffte Besuch der Wallfahrtskirche Madonna d’Ongero in den Wäldern über Lugano, die den Hermann-Hesse-Fan Jansen als einer der Schauplätze von „Klingsors letzter Sommer“ tief berührte.
Die Stücke, die der Mann am Bass mit ins Trio-Repertoire brachte, zeugen von den immensen Erfahrungen, die Anders Jormin während seiner 50 Jahre währenden Karriere an der Seite von Künstlern wie Don Cherry, Bobo Stenson oder Charles Lloyd machen durfte. Das nordkoreanische Volkslied „Red Flower“ lernte Jormin bei einer Konzertreise nach Pjöngjang kennen, als es ihm eine schüchterne Museumswärterin vorsang. „Ich versuche, es auf dem Bass nachzusingen“, beschreibt Jormin bescheiden seine Nachempfindung des Songs auf „The Pilgrimage“, die – wie der ganze Auftritt – von seiner phänomenalen Tongestaltung auf dem Bass geprägt wird. Auch mit Krzysztof Komedas „Sleep Safe And Warm“ verbindet Jormin prägende Erinnerungen. Er habe die Ballade regelmäßig an der Seite des Trompeters Tomasz Stanko gespielt, erzählt der Schwede. Bei Konzerten in der polnischen Heimat des viel zu früh verstorbenen Komeda habe das Stück regelrechte Gefühlsexplosionen im Publikum ausgelöst.
„Ich würde sagen, dass ich in meiner künstlerischen Existenz immer nach Musik gestrebt habe, die spirituell ist. Ich möchte mich in meiner Arbeit dem Geist, der Wärme und der Menschlichkeit widmen“, sagt Jormin. Besser lässt sich das Credo dieses außergewöhnlichen Trios nicht auf den Punkt bringen.
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Arne Jansen, Anders Jormin, Uwe Steinmetz – The Pilgrimage (english)
That these three musicians came together can only be described as a case of cosmic happenstance: On double bass we have Anders Jormin from Sweden, who is one of the most important bassists on the European jazz scene, with eight albums under his belt as bandleader of ECM, and an artistic CV jam-packed with tours and recordings with legends such as Elvin Jones, John Taylor, Albert Mangelsdorff, Joe Henderson, Lee Konitz and Kenny Wheeler. Berlin-based Arne Jansen, on guitar, has two “ECHO Jazz” awards to his name and has played with the Orchestra Baobab from Senegal as well as David Helbock, Sebastian Studnitzky and Jazzanova, and recently saw his duo recording with Nils Wülker climb to number 15 in the German pop charts. Saxophonist Uwe Steinmetz, who also lives in Berlin, has made a name for himself composing music for the NDR Big Band and the Fitzwilliam String Quartet, in addition to collaborating with the likes of Joe Maneri and Tord Gustavsen.
The German/Swedish trio made its first appearance in 2016 in Gothenburg Cathedral as part of a Nordic church music festival. The special connection between the three musicians was immediately apparent. A kind of rapport that you don’t often find in this form, and which also characterised the trio’s joint tour in the autumn of 2022 – and in particular the final concert in the Waldkirche (forest church) in Timmendorfer Strand on 22 October.
The album created from the live recording now bears the title “The Pilgrimage”, and for good reasons. Firstly, because it begins with “La Peregrinacion”, a pilgrimage song by Ariel Ramirez, the Argentinian composer of “Misa Criolla”. And secondly, because Jansen, Jormin and Steinmetz explore the origins of a universal human phenomenon in their pieces, which meander between jazz, classical music, and Nordic and non-European folklore. “Pilgrimages are a component of all the great religions in the world”, says bassist Jormin. “I think, as a musician, you aim to forge a connection to this deeper meaning. Ideally, you are a vessel in this respect, or a sounding board that resonates with the audience and your fellow musicians”, adds guitarist Jansen.
The fact that the trio succeeds so brilliantly in stimulating resonance within the listener during “The Pilgrimage” is partly due to the special nature of the compositions they play. Behind each piece lies a deeply personal story that reflects the cosmopolitan mindset of the three musicians. For the trio’s saxophonist Steinmetz, on whose initiative the trio was formed in 2016, this holds especially true. Steinmetz is a tireless traveller, who is constantly searching for links between sacral music and jazz, and whose studies have taken him all around the globe. His works include “The Promise”, based on a morning raga and inspired by a stay in India, and the ostinato-dancing “New Flower”. The latter was written by Steinmetz while he was teaching in the Ethiopian capital Addis Ababa in 2008. His aim was to capture the feeling of optimism in a country that would unfortunately soon descend into civil unrest. “This piece reminds me just how important it is to celebrate the moment”, explains the composer, who, particularly in the live version, delivers some remarkably intense melodic lines on his soprano.
“He Who Counts the Stars”, written by Jansen, has its roots in Uzbekistan. Its ethereal, soaring narrative was inspired by the Ulugh Beg Observatory, built in the 15th century, which the guitarist visited during a concert tour to Samarkand. Further inspiration for the composition came from the Estonian composer Arvo Pärt, whose musical explorations of the liturgy infuse the trio’s interpretation like a ray of spring sunshine filtering through a church’s stained-glass window. The soulfully gospelesque „Deep Wood” also grew from a special story, namely an unexpected visit to the Church of the Madonna d’Ongero. This place of pilgrimage in the woods above Lugano deeply touched Jansen as a fan of Hermann Hesse, whose novella “Klingsor’s Last Summer” is partially set there.
The pieces of the trio’s repertoire that were provided by the man on the bass bear witness to the vast experience that Anders Jormin was able to gain during his 50-year career in the company of artists such as Don Cherry, Bobo Stenson and Charles Lloyd. Jormin learnt the North Korean folk song “Red Flower” during a concert trip to Pyongyang, where a shy museum attendant sang it to him. „I try to ‘sing’ it on the bass”, says Jormin, modestly describing his interpretation of the song on “The Pilgrimage”, which – like the entire performance – is characterised by the phenomenal sound he creates with his bass. Jormin also has formative memories of Krzysztof Komeda’s “Sleep Safe And Warm”. He has regularly played this ballad with trumpeter Tomasz Stanko. At concerts in the Polish homeland of Komeda, who died far too young, the piece sparked veritable explosions of emotion in the audience.
“I would say that in my artistic endeavours I have always strived to create music that is spiritual. I want to dedicate my work to spirituality, warmth and humanity”, says Jormin. What better way to summarise the credo of this extraordinary trio?