Olga Reznichenko
Bio
In nie erschöpfender, sprudelnder Energie gibt sich die Jazzpianistin und Komponistin Olga Reznichenko dem Ausloten der Extreme hin. Sowohl der Impuls fast zerstörerisch auf ihr Instrument einzuspielen, als auch der Genuss der schönen, friedlichen Klänge finden in ihrem intuitiven Spiel ganz natürlichen Raum. In ihrem gleichnamigen Trio verbindet Olga Reznichenko komplexe harmonische und rhythmische Strukturen mit einer simplen, fast minimalistischen Textur und leicht zugänglichen Melodien. Zugleich spiegelt sich ihr ausgeprägtes Gefühl für Ästhetik ausdrucksstark in ihren Kompositionen wider. Die überwiegend aus Improvisationen heraus geborenen Stücke bieten der puren, intuitiven Spielfreude Reznichenkos Raum, um ihr volles musikalisches Potential entfalten zu können. Olga Reznichenko wird 1989 in Taganrog, Russland geboren, wo sie im Alter von acht Jahren ihre musikalische Ausbildung zur klassischen Pianistin beginnt. Nach mehreren Jahren intensiven Studierens erregt eines Tages die Jazzabteilung, welche unter dem gleichen Dach der Musikfachschule übt, lernt und lässig auf den Gängen hängt, ihre Aufmerksamkeit. Das Jazzfeuer ist entfacht und ihre Finger beginnen auf den Tasten neue Wege zu finden, um das Klavier zum Klingen zu bringen. Ihren Eltern ist die Welt des Jazz zunächst suspekt und so verschweigt Reznichenko es ihnen, als sie im Rahmen ihrer Ausbildung Jazzklavierunterricht in dem einige Bahnstunden entfernten Rostow bekommt. Es folgt ein halbes Jahr des heimlichen Pendelns zwischen den Welten, den sich die pubertierende Olga durch einen Nebenjob als Korrepetitorin für die Posaunenklassen finanziert. Nach der Wiederherstellung des Familienfriedens und der elterlichen Einsicht, dass Olgas Gemüt und Spielfreude im Jazz und der Improvisation zu Hause sind, besteht sie 2008 die Aufnahmeprüfung für Jazzklavier an dem staatlichen S.W.-Rachmaninow-Konservatorium in Rostow. 2012 folgt Olga Reznichenko dem Kommilitonen und Jazz Saxofonisten Evgeny Ring an die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ nach Leipzig. Neben ihrer Neugier auf die europäische Jazzszene, treibt sie außerdem die Faszination für die gotischen Kirchen Europas und die Aussicht auf gründlich ausgebaute Radwege zu diesem Wechsel. Reznichenko studiert bei den Professoren Richie Beirach und Michael Wollny und entscheidet sich, nach erfolgreich abgeschlossenen Bachelor of Music auch für den Master of Music in Leipzig zu bleiben. Mit der Inspiration der modernen russischen Komponisten, wie Rachmaninow, im Herzen, saugt sie ihre neue Umgebung voll auf und taucht in die europäische Jazzszene ein. Mit der Jazzsängerin Sophia Bicking gründet sie die Band “Sophia&Olga”. Nach ersten Auftritten bei u.a. dem X-Jazz 2014 und der Veröffentlichung des Debütalbums „Shells in Motion“ in 2017, gewinnt das Duo im gleichen Jahr den zweiten Platz bei den Sparda Jazz Awards der Jazz-Rally Düsseldorf. Reznichenkos Quintett “Ylativ Algo” experimentiert mit weiten Spannungsbögen und greift dabei sowohl auf die Jazz Tradition der 60er Jahre, als auch auf folkloristische Elemente zurück. 2014 gewinnt die Band den GETXO Jazzwettbewerb in Spanien. Mit Theresia Philipp (ts), Robert Lucaciu (kb) und Philipp Scholz (dr) spielt Reznichenko unter dem Bandnamen “A Word is a swallow” auf dem Südtiroler Jazzfest 2021. Sie ist Teil der Leipziger Contemporary Big Band “Spielvereinigung Sued” und spielt auf dem Debütalbum des Nürnberger Schlagzeugers Maximilian Breu. In Bands wie “Space Shuttle” und “Oluma” hört man Olga bisweilen in voller Euphorie am Synths. 2022 erscheint das Debütalbum ihres Trios auf dem renommierten Label Traumton. Durch ihre Mitwirkung als Kuratorin verschiedener Leipziger Musikfestivals gestaltet Olga auch außerhalb ihres eigenen Spiels die Zukunft der Jazzszene Deutschlands mit.
Olga Reznichenko Trio
Kurzbiografien
Olga Reznichenko, *22.3.1989 in der Hafenstadt Taganrog an der Mündung des Don ins Asowsche Meer. Angespornt durch musikalische Mutter und Großmutter erhielt sie ab acht Jahren Klavier-Unterricht. In sieben Jahren Musikschule und weiteren vier Jahren Musikfachschule
durchlief sie die sprichwörtlich strenge russische Klassik-Ausbildung. Ausgelöst durch Jazzkonzerte in der Schule entwickelte Reznichenko eine Leidenschaft für Jazz und begann heimlich, gegen den Willen der Eltern, mit Musikern aus diesem Genre zu spielen. Durch einen Austausch der Hochschule in Rostow am Don kam sie erstmals nach Deutschland, 2012 zog sie nach Leipzig, um dort zunächst zwei Jahre bei Richie Beirach, dann bei Michael Wollny zu studieren. 2018 absolvierte sie ihren Bachelor, kommenden Sommer wird sie ihren Jazzpiano- Master abschließen.
In den vergangenen Jahren spielte Olga in einer Reihe von Formationen. 2014 gewann sie mit ihrer Band Ylativ Algo beim 40. baskischen Getxo International Jazz Festival den 1. Preis, 2017 erreichte sie im Duo Sofia & Olga bei den Sparda-Jazz-Awards im Rahmen der Jazz-Rally Düsseldorf Platz 2. Im gleichen Jahr veröffentlichten die beiden Musikerinnen ihr Debütalbum „Shells in Motion“ bei Unit Records. 2018 spielte Reznichenko bei den Leipziger Jazztagen in der Matthew Herbert Brexit Big Band. Ferner ist sie Mitglied der Bands BREU mit Maximilian Breu (drums/comp.), Andreas Dombert (guit), Andreas Lang (bass) und A WORD IS A SWALLOW mit Theresia Philipp, Robert Lucaciu, Philipp Scholz. 2021 wurde sie Mitglied des Ensembles Spielvereinigung Süd.
Seit 2021 Jahr gehört Reznichenko zum Programmkuratorium der Leipziger Jazztage und zum Organisationsteam des Mjuzik Festivals in Leipzig.
Maximilian Stadtfeld, *29.4.1993 in Konstanz, begann mit sieben Jahren, Schlagzeugunterricht zu nehmen. 2007 bis 2011 absolvierte er ein Vorstudium an der Hochschule Zürich, von 2013 bis 2018 studierte er an der Hochschule Leipzig bei Heinrich Köbberling, Michael Wollny und Johannes Lauer. Ab 2013 wirkte Stadtfeld an mehreren CD-Einspielungen mit und ging mit verschiedenen Bands auf Tour. Das entscheidende Jahr für seine Karriere war 2019. Sein Debütalbum als Bandleader, „Stax“, erschien bei ACT Music; parallel dazu veröffentlichte er im Trio Heuken-Stadtfeld-Heigenhuber die „Hallungen Tapes“, für die die Band den Leipziger Jazznachwuchspreises erhielt. Ebenfalls 2019 spielte Stadtfeld im gefeierten Projekt „Bau.Haus.Klang“ von Michael Wollny mit Emile Parisien, John Leafcutter und Wolfgang Heisig; das Ensemble wurde u.a. bei der Eröffnung des Bauhaus-Festivals in der Berliner Akademie der Künste (mit Live- Stream auf Arte), beim London Jazz Fest und den Leipziger Jazztagen gefeiert.
Lorenz Heigenhuber, *1989, studierte von 2007 bis 2013 in München und schloss mit dem
Diplom für E-Bass künstlerisch/pädagogisch ab. Derzeit absolviert er einen Master-Studiengang
künstlerischer Jazz-Kontrabass in Leipzig bei Michael Wollny. 2019 erhielt Heigenhuber mit der
Band Lobster den Europäischen Nachwuchs-Jazzpreis des Burghausen-Festivals. Er arbeitete mit
Louis Sclavis, dem Johannes Enders-Karl Ratzer Quintet, Enders Room, Dreiviertelblut, Takuya
Kuroda, Jesse Boykins, Christian Elsässers Jazzorchestra u.a. zusammen. Ferner wirkte
Heigenhuber bei den Produktionen „Die Räuber“ (Theatertreffen Berlin 2017) und „Elektra“ des
Residenztheaters sowie „Siegfried“ am Münchner Volkstheater mit.
Wie Olga Reznichenko ist er Mitglied der Spielvereinigung Süd, weiterhin war er mit dem Köln-
Leipziger Ambient-Kollektiv Beyond w/Bernhardt beim Jazzfest Berlin 2020 zu Gast.