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Nuuk (Max Goldt & Stephan Winkler): Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam: Release-Informationen [Tracks] [Infos] [CD bestellen] ![]() ![]() VÖ: 15.07.1998 EAN/UPC: 705304835821 Traumton CD: 4445 Was manche Leute vielleicht gar nicht wissen: Max Goldt, erfolgreicher Verfasser
und Vortragender humoristischer Kurzprosa und Hörspiele, veröffentlicht
schon seit 1980 musikalische Arbeiten, teils unter seinem eigenen Namen, teils
in Zusammenarbeit mit anderen Musikern. Diese Veröffentlichungen waren
nur zu einem Teil von dem Humor geprägt, den man heute mit dem Namen Max
Goldt assoziiert. Vielmehr herrschte, insbesondere in den späteren Platten,
eine Art "lyrischer Schwermut" vor. Drei Jahre nach dem fünften
und letzten Album mit seinem Projekt Foyer des Art erscheint nun die erste
CD seines neuen musikalischen Projekts NUUK. Kleines Interview zur Musik Ihr habt also 1994 beschlossen, eine gemeinsame Platte zu machen. Wieso erscheint die erst jetzt? StW: Das lag unter anderem daran, daß ich längere Zeit in New York
war, weil ich ein Stipendium an der Princeton University hatte. Max hat mich
da zwar mal besucht, aber, statt neue Songs zu entwickeln, saßen wir
eh nur in der Kneipe... Es sind ja alle möglichen Einflüsse aus Musikrichtungen der letzten Jahre zu hören, sogar dezentes Drum'n'Bass-Geklapper, aber tanzen kann man dazu eigentlich nicht. StW: Nein, nicht besonders. Und zum Geklapper: Max hat mich sogar gezwungen,
das einzige Stück, wo so was vorkommt, zu "ent-drum'n'bassen",
warum eigentlich? Das erste Stück "Mein Feuer macht noch Fehler", klingt aber doch geradezu ein bißchen religiös, und der Beat kommt ja auch nicht direkt aus einer Groove-Hexenküche. MG: Es muß ja auch nicht in jedem Stück klappern und rumsen. Die
Platte hat zwar einen homogenen Produktionssound, aber jedes Stück transportiert
ganz unterschiedliche Stimmung. Inwieweit sind denn die Texte eigentlich autobiographisch? Warst du in einer depressiven Stimmung beim Schreiben der Texte ? MG: Nein, wenn ich deprimiert hin, schreibe ich überhaupt keine Texte.
Beim Schreiben von melancholischen Texten bin ich in der gleichen Stimmung
wie beim Schreiben von humoristischen - nämlich in einer Arbeitslaune.
Die ereilt mich leider nicht allzu oft. Bei WOM oder so sind Max Goldt Platten mal unter Deutschrock, mal unter Wave, mal unter Indie, mal unter Literatur zu finden. Wo, bitteschön, soll denn NUUK stehen? StW: Für mich als Kunden wäre es eh am praktischsten, wenn alle
Platten einfach nach dem Alphabet geordnet wären. Und was unsere betrifft
- wo die steht, müssen wir wohl der Tagesform des Einordners überlassen.
Ich mache ja nun mal keine Musik für eine bestimmte Zielgruppe. Ich mache
halt die Musik, die ich selber gerne hören würde, die aber sonst
keiner macht - also muß ich wohl selber ran. Habt Ihr nicht die Befürchtung, daß ihr als elitäre Soundbastler ohne gesellschaftliche Bodenhaftung abgestempelt werdet? MG: Wir haften schon ziemlich gut am Boden. Aber manchmal fliegt man doch gerne etwas herum, um einen besseren Überblick zu kriegen. Das gerade in der Popmusik so oft ins Feld geführte Phänomen der Credibility hat mich nie interessiert. Die interessanten Sachen, die Deutschland musikalisch hervorbrachte, kamen nicht von der Straße, sondern aus teuren Tonstudios. Apropos teuer: eure Musik klingt stellenweise schon sehr aufwendig. Irre viel Samples und dann auch noch dick Streicher. Wie war da die Herangehensweise? StW: Erstmal gibt mir Max einen Text. Dann sammle ich Samples und Sounds.
Ich arbeite ja eigentlich fast nur mit Eigensamples, deshalb dauert das auch
so lange. So besteht etwa der Klaviersound auf "Mach mir dein Bett in
meinem Mund" aus acht verschiedenen Klavieren, die ich bei verschiedenen
Leuten aufgenommen habe. Da es mich auch nicht so sehr interessiert, daß man
in jedem Falle die Klangquelle entschlüsseln kann, fand ich es auch völlig
okay, z. B. die live eingespielten Streicher auf diesem Stück mit Filtern
und Delays zu verfremden. Man kann ja nur noch am Bogenansatz erkennen, daß da
keine synthetischen Streicher am Werk sind. Wie sieht die Zukunft aus? Macht Ihr Live-Auftritte? StW: Nein, das ist leider zu aufwendig. Aber wir sind bereits mit dem nächsten
Album bschäftigt. Das wird ziemlich anders, weil Max da die Gesangsmelodien
selber schreibt. Dadurch wird's vielleicht etwas eingängiger. Letzte Frage: Was, in aller Welt, ist NUUK? MG: Das ist die Hauptstadt von Grönland. Bezug zu Grönland haben wir null. Aber der Name NUUK klingt einerseits nach eisiger, bläulich schimmernder Elektronik, andererseits nach geheimnisvoller Wärme. Nochwas: Ich hab vorhin mal im Internet unter NUUK nachgeguckt, und es gibt ja schon eine Band namens Nuuk Posse. StW: Ja, das ist so ein grönländisches HipHop-Projekt, das haben wir auch schon entdeckt, allerdings auch nur im Internet. Die beißen sich wohl nicht mit uns. Interview vom Juni 98 © Traumton Records, Abdruck ganz oder in Teilen honorarfrei, Belegexemplar
erbeten
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