Release September 12, 2008
EAN/UPC: 705304451526
Traumton CD: 4515
Lineup
Christian Zehnder: Stimme, Obertongesang, Jodel, Laudola, Bandurria, Wippkordeon, Bandoneon Georg Breinschmid: Kontrabass
Thomas Weiss: Perkussion
Guests:
Don Li: Klarinette Christoph Marthaler: Blockflöte Noldi Alder: Violine Anton Bruhin: Trümpi, elektromagnetisches Trümpi casalQuartett: Streicher Fortunat Frölich: Orchestrierung/Komposition
Info / Info english
Christian Zehnder – Kraah
Hebt sich vor einem ein Rabenschwarm in den Himmel, vernimmt man ein heiseres «kraah, kraah». Diese rau klingenden Lieder inspirierten Christian Zehnder zu seinem Solo-Projekt.
Es mag auf den ersten Blick erstaunen, dass die Rabenvögel zu den Singvögeln gezählt und von den Ornithologen gar als Krönung der Singvogelevolution bezeichnet werden. Sie beherrschen einen leisen Plauder-Gesang und haben ein ausserordentlich grosses Stimmenspektrum, auch wenn es nur selten und kaum hörbar genutzt wird. Daraus ergibt sich eine Analogie zur menschlichen Stimme, die das Potenzial des Kehlkopforgans und die damit verbundenen Resonanzräume kaum ausschöpft und so ein grossartiges Register unbespielt lässt. Dieser grosse Stimmumfang der Raben und ihre ganze mythologische Bedeutung beeinflussten Christian Zehnder in seinem Solo-Debüt. Zehnder, ein aussergewöhnlicher Stimmkünstler, der sich in den vergangenen Jahren mit dem Duo stimmhorn international einen Namen machte, prägt als Musiker und Performer eine neue, innovativ-heimatliche Musik. Er experimentiert an den Grenzen der menschlichen Stimme, lässt sie pfeifen, krächzen, zirpen und gurren. Ohne Worte zu gebrauchen, evoziert er mit seinen Kompositionen Geschichten und kommuniziert so in seinen Gesängen über alle Sprachgrenzen hinweg. Wie die wortlosen Lieder der Raben singt Zehnder den Vögeln gleich.
Als einer der wenigen Vertreter des europäischen Obertongesanges schafft Christian Zehnder Klangräume zwischen dem erdverbundenen Grollen der Heimat und dem Schwirren weiter Ebenen. Er bringt neue Impulse in eine lange von der New-Age Szene verklärte und okkupierte Vokaltechnik, indem es ihm auf wunderbare Weise gelingt, den mystischen Obertongesang in seine Kompositionen zu integrieren. Es erklingen heimatliche und doch unbekannte, geheimnisvolle, nicht zuordenbare Töne, ohne das Volkstümliche zu zelebrieren.
Mit dem Kontrabassisten Georg Breinschmid und dem Perkussionisten Thomas Weiss hat Christian Zehnder zwei virtuose und eigenwillige Musiker gefunden, die ihn mit viel Spielwitz auf dem Flug durch die Klangsphären begleiten. Ausserdem hat Zehnder aus der Schweizer Musikszene Gäste eingeladen, die alle, so unterschiedlich sie auch sein mögen, ihre Musik auf einzigartige Weise aus dem heimatlich-alpinen Kontext schöpfen. Christoph Marthaler, Noldi Alder, Don Li, Anton Bruhin und Fortunat Frölich mit dem casalQuartett spielen in kraah auf. Wie in der germanischen Mythologie zwei Raben auf Wotans, des Göttervaters Schultern sitzen und ihm als Vermittler zwischen Mensch und Gott berichten, was auf dem Erdenrund geschieht, vereint Christian Zehnder mit seiner Musik Kulturen. Er schafft musikalische Verbindungen, in denen der Jodel und der ursprünglich asiatische Obertongesang unbemerkt ineinander verschmelzen und uns so bewusst werden lassen, dass die menschliche Ausdrucksweise keine Grenzen kennt und durch den Drang nach Kommunikation Kunst entstehen kann. So ergaben sich Begegnungen mit asiatischen Kehlkopfsängern, von denen er vollumfänglich respektiert wird, da er seine eigene Ausdrucksform gefunden hat, in dieser unverkennbar ist und sich keiner fremden Stile bedient. Wie in der Antike der Rabe als Symbol der Treue galt, ist auch Zehnder seiner Musik und sich selbst stets treu geblieben, hat seinen eigenen Weg verfolgt und ist nun an einem Punkt angelangt, wo er aus seiner Erfahrung schöpfen kann und seine musikalische Heimat gefunden hat: Sie liegt da, wo die Berge enden und der Raum der Vögel beginnt.
(Nadja Pecinska)
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Christian Zehnder – Kraah (english)
When a flock of crows rises into the sky in front of you, you’re sure to hear a gravelly „Kaw, kaw“. These raw-sounding songs inspired Christian Zehnder’s solo project.
It may at first seem astonishing that crows count amongst songbirds, and are even considered by ornithologists to be the crowning achievement of songbird evolution. They possess a quiet, chattering song and have an unusually broad vocal spectrum, even if it is rarely used and barely audible. An analogy can be made to the human voice, which also fails to utilise the potential of the vocal organs and connected resonance space, leaving a fantastic register of sound unused. The enormous vocal range possessed by crows and their mythological meaning have clearly influenced Christian Zehnder in his solo project. Zehnder, an unusual vocal artist who in recent years has made his name internationally with the Stimmhorn Duo, has coined a new musical and performance style which is both innovative and homely. He experiments on the fringes of the human voice, whistling, scratching, chirping and cooing. Without needing words his compositions evoke stories while he communicates over and above all language barriers. Like the wordless music of the crows, Zehnder equals birdsong.
As one of the few practitioners of European overtone singing, Christian Zehnder achieves soundscapes between earthbound rumbling of home and otherworldly whirring. He introduces new impulses into vocal techniques long romanticised and occupied by the New-Age scene, by being able to integrate mythical overtone singing into his compositions. Sounds emerge that are at once earthly yet unknown, mysterious, impossible to categorise, without falling into a celebration of folk-music tradition.
With double-bassist Georg Breinschmid and percussionist Thomas Weiss, Christian Zehnder has found two virtuoso, independent-minded musicians to accompany him on his flight through the musical soundspheres with plenty of musical charm. In addition, Zehnder has invited guests from the Swiss music scene who all, different though they may be, uniquely derive their music from the alpine context of their homeland. Christoph Marthaler, Noldi Alder, Don Li, Anton Bruhin and Fortunat Frölich with the casalQuartett all play on kraah. Similar to the German myth of the two ravens who sat on the shoulders of Wotan, the father of the Gods, acting as interpreters, reporting the events on earth to the Gods, Christian Zehnder unifies cultures with his music.
He creates musical connections in which yodelling and original Asian overtone singing melt imperceptibly into each other and allow the listener to become aware that human expression knows no boundaries, and that through the urge to communicate, art is born. This was the basis of encounters with Asian throat singers, from whom Zehnder is awarded complete respect for discovering his own form of expression, being instantly recognisable within it and refusing to succumb to any foreign style. Just as the raven in antiquity was a symbol for loyalty, Zehnder remains constantly loyal to himself and his music. He has followed his path and is now at the point where his experience enhances his creativity: has found his musical homeland: it lies there where the mountains end and the empire of the birds begins.
(Nadja Pecinska)