Release March 31, 2017
EAN/UPC: 705304464625
Traumton CD: 4646
Lineup
Sebastian Sternal: piano Larry Grenadier: bass Jonas Burgwinkel: drums
All compositions by Sebastian Sternal, except # 8 by Cole Porter
All titels published by Traumton Musikverlag , except # 8 by Chappell & CO, GmbH & CO KG
Produced by Sebastian Sternal and Stefanie Marcus
Radio producer: Harald Rehmann
Info / Info english
Sebastian Sternal – Home
Es war eine klare künstlerische Idee, die Sebastian Sternal dazu brachte, den international gefeierten Larry Grenadier von New York nach Köln zu locken. Nach seinen beiden jeweils mit einem ECHO ausgezeichneten Großproduktionen unter dem Namen Sternal Symphonic Society wollte der virtuose Pianist, Komponist und Arrangeur mal wieder in einer „klassischen“ Trio-Besetzung spielen. „Nach den orchestralen, von Spätromantik inspirierten Klangfarben der Society hatte ich ein Album vor Augen, das eine eher rhythmisch-körperliche Haltung zeigt“, fasst Sternal die Idee in einen Satz und führt weiter aus: „Es geht um Melodien, die Energie in der Musik und um Swing, natürlich mit einer modernen Ästhetik, nicht unbedingt im traditionellen Sinn.“
Sternals künstlerische Überlegungen brachten ihn alsbald auf Larry Grenadier. Der 51 Jahre alte Amerikaner aus San Francisco, der zunächst in Stanford englische Literatur studierte und dann als Jazzmusiker via Boston Mitte der Neunziger in New York sesshaft wurde, ist ein ausgewiesener Spezialist für Dreiecksformationen. Ab 1995 hat Grenadier in Brad Mehldaus Trio und ab 1997 im Trio von Pat Metheny gespielt. Außerdem bei Fly mit Mark Turner und Jeff Ballard, mit Larry Goldings und dem legendären Paul Motian, bei einer Produktion von Charles Lloyd, im Studio und live mit John Scofield etc.pp. „Ich habe Grenadier so oft gehört, dass ich schon vor unserem ersten Austausch eine emotionale Verbindung mit ihm hatte“, lacht Sternal. „Sein Sound und seine Auffassung von Groove entsprachen genau meinem Ideal. Also schickte ich ihm die Musik und erklärte, aus welchen Gründen ich ihn für die Produktion gewinnen wollte. Schließlich reiste er extra für die Aufnahmen aus den Staaten an.“
Als Schlagzeuger kam für Sternal nur ein Mann in Frage, nämlich sein langjähriger Begleiter Jonas Burgwinkel. Abgesehen davon, dass beide perfekt aufeinander eingespielt sind, zeichnet sich der ebenfalls ECHO-gekrönte Drummer durch erkennbar eigenen Stil und ungewöhnlich variables Denken aus. Beides machte ihn in den letzten Jahren über Deutschlands Grenzen hinaus zu einem der gefragtesten seiner Zunft. Burgwinkels Talent für klangliche Details, infizierende Grooves und komplexe Verdichtungen ist für jedes Ensemble ein enormer Aktivposten.
Vier Tage hatte Sebastian Sternal im Studio gebucht, davon verbrachte die neue Band einen mit Proben. Immerhin kannten sich auch Burgwinkel und Grenadier bis dahin nicht. Für das Album hatte Sternal 12 neue Stücke geschrieben, die letztlich so schnell im Kasten waren, dass noch Zeit blieb, drei Standards einzuspielen. Von denen immerhin einer, Cole Porters All of You, nun auch auf der CD gelandet ist. „Obwohl meine Kompositionen, speziell die für die Society, europäischen Linien folgen, stehe ich sehr auf amerikanische Jazz-Geschichte“, überrascht Sternal. Er schätzt es, dass Grenadier beiläufig eine Blues-Phrase aus dem Handgelenk schütteln kann, und hält augenzwinkernd fest, „als Amerikaner darf er das natürlich.“
Es liegt nahe, dass die neue Formation kleine Veränderungen in Sternals Spiel herauskitzelt. Das war aber nicht geplant und hat sich eher unbewusst ergeben, sagt der Pianist. Selbstverständlich hat er seinen Stil nicht essentiell geändert, es kommen aber manche Facetten zum Vorschein, die von ihm vergleichsweise selten zu hören sind. Sternal nennt Namen, erwähnt sein Faible für Kenny Kirkland und Oscar Petersons Night Train. „Vor allem die Energie und Lebensfreude, die Petersons Musik vermittelt, hat mich immer wieder inspiriert.“ Bestimmte Elemente der Tradition lassen sich auch in die heutige Zeit übersetzen und so abstrahieren, dass sie nicht nostalgisch oder ‚retro‘ wirken, findet Sebastian Sternal. Dazu passt, dass viele Stücke auf Home mit Melodien flirten, die sich ins Ohr schleichen, ohne dabei ostentativ breitgetreten zu werden. Sternal betrachtet sie als Anhalts- oder Orientierungspunkte für das Publikum; elegant balanciert er mit seinen beiden Partnern auf dem schmalen Grat zwischen Klarheit und Komplexität.
Zweifellos lebt das prominente transatlantische Trio vor allem von der individuellen Qualität, die Sternals geistreiche Kompositionen ausmacht. Neben den ihnen innewohnenden Spannungsbögen fesseln aber auch das Zusammenspiel und die Dynamik der Band. Ob fließend oder sprunghaft, mit Nuancen oder rhythmischer Verve: die Musik hat Profil. Sternal, Grenadier und Burgwinkel zeigen Charakter, haben hörbar Spaß dabei und erfreuen damit Geist und Seele der Zuhörer.
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Sebastian Sternal – Home (english)
It was a distinct artistic idea that prompted Sebastian Sternal to lure the internationally celebrated Larry Grenadier from New York to Cologne. After Sternal’s two ECHO-Award-winning, large-scale productions under the name Sternal Symphonic Society, the virtuoso pianist, composer and arranger wanted to play in ”classical” trio instrumentation again. “After the orchestral, late Romantically inspired timbre of the Society, I had an album in mind, that exhibits a more rhythmic and physical attitude,” Sternal summarizes the idea in a sentence and adds: “It is about melodies, the energy in music and about swing; of course in a modern aesthetic, not necessarily in the traditional sense.”
Sternal’s artistic reflections quickly led him to Larry Grenadier. The 51-year-old American from San Francisco initially studied English literature at Stanford, then settled in New York via Boston as a jazz musician in the mid 1990s and is a renowned specialist for trio formations. Since 1995 Grenadier played in Brad Mehldau’s trio and since 1997 with the trio of Pat Metheny. Furthermore he was active with the band Fly with Mark Turner and Jeff Ballard, with Larry Goldings and the legendary Paul Motian, played in a production by Charles Lloyd, in the studio and live with John Scofield and many many others. “I have heard Grenadier so often, that I already had an emotional connection to him even before our first exchange,” Sternal laughs. “His sound and his perception of groove exactly match my ideal.”
For the drums only his longtime companion Jonas Burgwinkel came into question for Sternal. Aside from the fact that both are perfectly attuned to each other, the also ECHO-Award-winning drummer distinguishes himself through a recognizable own style and exceptionally variable thinking. Burgwinkel’s talent for sound detail, infectious grooves and complex densification is an enormous gain for any ensemble.
Doubtlessly the prominent transatlantic trio primarily comes alive through the individual quality that characterizes Sternal’s ingenious compositions. Besides the arcs of suspense inherent in these, the interplay and dynamic of the band are also captivating. No matter if flowing or erratic, with nuances or rhythmic verve, the music has profile. Sternal, Grenadier and Burgwinkel show character, are audibly enjoying themselves and thereby please both mind and soul of their listeners.