Release April 24, 2009
EAN/UPC: 705304452325
Traumton CD: 4523
Lineup
Kalle Kalima: guitar Chris Dahlgren: bass Eric Schaefer: drums
All arrangements by Johnny La Marama
Published by Traumton Musikverlag
Executive Producer: Stefanie Marcus
Recording Producer: Markus Mittermeyer
Recorded, mixed and mastered by Markus Mittermeyer at Traumton Studios, Berlin
Produced by Johnny La Marama
Info / Info english
Johnny La Marama – Bicycle Revolution
“ Johnny, komm bald wieder!“ Dieser Ruf hallt seit Johnny La Maramas letzten Album „…Fire!“ von den Mauern sämtlicher Metropolen dieser Welt wider. Der unwiderstehliche Charme zwischen Tom Waits, Sun Ra und Spahetti Western, dieser ansteckende ästhetische Ungehorsam, diese unbändige Lust am Tabubruch, diese aberwitzige Tour de Force durch die Grauzonen der Prämoderne, diese Mutter aller Bastarde zwischen Futurismus und Anachronismus musste jeden, der mit diesem Album je in Berührung gekommen war, einfach süchtig machen. Doch Johnny La Marama ist unberechenbar. Denn hinter seinem Namen verbirgt sich nicht etwa eine gewöhnliche Band, sondern der personalisierte Freigeist, der drei notorische Nonkonformisten der Berliner Szene vereint. Trotz allen Wartens sollte es dennoch drei lange Jahre dauern, bis Johnny den Ruf erhörte und zu seinen Fans zurückkehrte.
Ist Johnny auf seinem neuen Album „Bicycle Revolution“ nun ein anderer geworden? Wieder manifestierte er sich über seine getreuen Jünger, Gitarrist Kalle Kalima, Bassist Chris Dahlgren und Drummer Eric Schaefer. Wieder ist es dieser unverkennbare Sound, der sich niemals festlegt, alles zulässt und nichts ausschließt. Vom Prinzip her hat sich also nicht geändert. „Wenn Johnny ruft, müssen wir uns treffen“, hatte Eric Schaefer schon anlässlich des letzten Albums erklärt. „Johnny ist ein Kind, das wie ein Baby geboren wurde, und dann seinen Charakter ausprägte“, ergänzt Chris Dahlgren mit Blick auf die neue Platte. „Wir folgten der Entwicklung dieses Charakters. Diese Band ist mehr als mein, Erics oder Kalles Kind. Wir alle haben unsere eigenen Projekte. Wenn wir zusammenkommen, bestimmt Johnny alles. Er trifft Entscheidungen, fliegt in eine bestimmte Richtung, und wir folgen ihm.“
Der Vergleich mit dem Baby kommt nicht von ungefähr. Schaefer und Dahlgren sind seit dem letzten Album stolze Väter geworden, Kalima hat bereits zwei Kinder. Zog es Johnny auf der letzten Platte noch hinaus in die weite Welt, in bizarre Wüsten, imaginäre Metropolen und an exotische Strände – Orte, an denen er sein ungezwungenes Vagabundendasein hemmungslos ausleben konnte – so ist er jetzt sesshaft geworden. Die Heimat seiner dritten Platte in sieben Jahren ist Berlin. Nun sind die drei Protagonisten von Johnny La Marama ja schon seit Gründung ihrer Jazz-Guerilla an der Spree zuhause, doch bislang definierten sie sich hauptsächlich über ihre kosmopolitische Identität. Kalima ist Finne, Dahlgren Amerikaner und Schaefer Deutscher. Drei völlig unterschiedliche Temperamente, die aufeinanderprallen und in einer Art Kernschmelze Energie freisetzen. Auch heute wollen sie noch nichts von einem typischen Berliner Sound wissen. „Wir sind immer noch eine internationale Band, aber vielleicht haben wir begriffen, das es uns nirgendwo sonst als in Berlin geben könnte“, meint Kalima und Dahlgren nimmt den Faden auf. „Wir haben den Blues. Das unterscheidet uns von vielen anderen Berliner Bands. Wir mögen es, stumpf zu sein und mit dem Hintern zu wackeln. Wir mögen den Groove. Ohne dieses Element wäre unsere Musik gar nicht denkbar. Vielleicht ist das Album wirklich etwas mehr geerdet als zuvor. Das haben wir uns aber vorher nicht vorgenommen. Johnny hat uns das diktiert. Er ist dieser Typ, der eine Menge Fehler macht und uns oft in die falsche Richtung führt. Und dann müssen wir eine Entscheidung treffen.“
Womit er den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Frönen Kalima, Dahlgren und Schaefer aufs erste Ohr ihrem typischen elektrischen Trio-Sound, der meist knapp unter und manchmal auch ein gewaltiges Stück über dem Limit angesetzt ist, jenem verwegenen Großstadt-Blues, der bis zur Detonation grooved, ist ihr Gebräu doch viel direkter und alltagstauglicher geworden. Statt des sehnsuchtsvollen Exotik-Fakes im Gangsterkostüm, den sie auf der letzten CD zelebrierten, verteidigen sie diesmal hartnäckig ihren urbanen Vorgarten. Drei Söldner im Dienste der grünen Revolution. „In den letzten drei Jahren hat sich viel Material angehäuft“, seufzt Dahlgren. „Wir können jede nur denkbare Musik spielen, aber es hat uns eben drei Jahre gekostet herauszufinden, was Johnny will.“
Die Troika unter dem Banner Johnny La Maramas besteht aus leidenschaftlichen Eklektizisten. Jeder der drei Musiker kommt aus seinen zahlreichen seperaten Projekten mit Ideen unterschiedlichster Beschaffenheit und Herkunft zu Johnny. Sie könnten spielend jeden Monat ein Album rausbringen. Doch das wäre nicht mehr Johnny, denn laut Dahlgren geht es ja genau um die heikle Frage, was passt und was nicht. „An diesem Punkt kommt Johnny ins Spiel. Wir können es nicht erklären, aber wir wissen, wann es soweit ist. Wenn alle drei Mitglieder zustimmen, dann ist das Johnny.“ Das sei aber leichter gesagt als getan, findet Kalima, „denn wir sind ja immer noch ausgeprägte Individualisten. Wir alle komponieren und wollen manchmal in ganz unterschiedliche Richtungen. Es gibt zwei Wege, ein Stück zu entwickeln. Entweder wir komponieren gemeinsam. Oder jemand ein Stück mit, über das die anderen die Nase rümpfen oder sich alles ganz anders vorstellen. Und doch entsteht immer etwas gemeinsames daraus.“
Der Soundtrack zur „Bicycle Revolution“ ist vollgestopft mit Tiefgründigkeiten, Assoziationen und Informationen. Doch wo andere Musiker zuerst über etwas nachdenken und es dann in Musik gießen, funktioniert es bei Johnny La Marama genau umgekehrt. Drei Intellektuelle, die sich mal so richtig in ihrer Musik gehen lassen und erst danach darüber nachdenken, was sie eigentlich ausgesagt haben. „Wenn wir als Johnny La Marama zusammenkommen“, bestätigt Dahlgren. „Wir stöpseln einfach die Instrumente ein und beginnen zu jammen. Es ist ein Ritual, über das wir nicht reden.“
Johnny La Marama ist eine Band, die keine Eile hat. Jede Idee hat die Zeit zu reifen, bis sie stimmig ist. Fehler, ja selbst Scheitern wird bewusst in Kauf genommen, um neue Konzepte zur Vollendung zu führen. Am Ende steckt Johnny selbst für seine drei Protagonisten voller Rätsel. „Wann immer wir glauben, ihn zu kennen, macht er das Gegenteil. Er hat einen Haufen Tricks darauf und löst stets riesiges Chaos aus. Man kann den besten Plan haben, er macht ihn zunichte. Hinter all seinen Plänen steckt die Katastrophe. Perfekte Auftritte überlassen wir anderen. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass es ist okay ist, wenn man mal total daneben liegt. Denn wenn man sich vornimmt, keine Fehler zu machen, dann macht man erst recht welche.“
So kann man die „Bicycle Revolution“ zu guter Letzt auf eine ganz einfache Formel bringen: Johnny La Marama feiert mit seinem neuen Album das Leben selbst mit all seinen Höhen und Tiefen und bricht vom Boden der Tatsachen auf zur Tour de Force durch die Vorgärten des ganz normalen Wahnsinns.
THE LA MARAMA REVOLUTION
by Dr. Feonard Leather
Die Veröffentlichung eines neuen Johnny La Marama Albums ist immer ein außergewöhnlicher und seltener Moment. Wobei „Selten“ hat in diesem Zusammenhang drei Bedeutungen: 1. in unregelmäßigen Abständen erscheinend; sehr ungewöhnlich: eine seltene Krankheit; eine der wenigen Tankstellen weit und breit. 2. ….3. ungewöhnlich toll/großartig, außergewöhnlich: ein seltenes Zeichen von Mut. 4. Bewundernswert, beispielhaft; Sie zeigte beispielhaftes Taktgefühl, sie einzuladen. All diese Definitionen könnten unter Umständen zu diesem herausragenden Trio passen. Aber ihr aktuelles drittes Album ist nicht nur außergewöhnlich , sondern geradezu eine Revolution. A bicyle revolution. Eine Fahrrad Revolution. Das Wort Fahrrad bedeutet: 1. Ein Fahrzeug mit zwei Rädern hintereinander, zwei Pedalen um über eine Kette ein Rad anzutreiben, einem Lenker zum Steuern und einem Sattel. 2. Fahrrad fahren. Könnte das Fahrrad hier eine Metapher sein für eine kollektive selbstgenerierende Revolution eines sich in Bewegung befindenden Meta-Bewusstseins sein? Natürlich hat auch das Wort „Revolution mehrere Bedeutungen. 1. Der vollständige und gewaltsame Sturz und Auswechslung einer Regierung durch die Regierten. 2. Ein plötzliche, vollständige oder radikale Veränderung: eine soziale Revolution durch Automatisierung. 3. Eine Bewegung – einem Rundkurs gleich – zurück zum Ausgangspunkt. 4. Auf einer Achse drehen oder rotieren. 5. Das „sich umkreisen“ zweier Himmelskörper. 6. Der Zyklus von Geschehnissen in einem wiederkehrenden Zeitraum. Der Schreiber dieses Textes ist sich sicher: Käme es zu einer Fahrrad-Revolution in einer zeitgenössischem , utopisch-musikalischen Konzeption, dann würden Antonin Artaud, Albert Ayler und Hermann Helmholtz – wären sie noch am Leben …., sich Johnny La Marama freudig anschließen. Gemeinsam würden sie die Küsten der heutigen Jazzszene bestürmen, sich durchschlagen bis ans Ende der Galaxien, des Tiergartens und der Vorstellungskraft. Ausgerüstet mit Fahrrädern und Gummibooten.
Unsere Mission beginnt mit einem Besuch bei Andy Summers, dem Gitarristen von Police, in einem Pub im Norden von London. Summers war mehr an Songstrukturen und dem Bandsound interessiert, als schnelle Gitarrenlicks zur Schau zu stellen; Für einen Rockgitarristen in den 70ern reichlich ungewöhnlich. In diesem Pub also schießt Johnny La Marama ein sonophysisches Foto von Summers Gehirn, der ein bis zwei Pints intus hat und schickt es durch einen Filter in dem Zenyatta Mondatta auf phi kappa Zappa trifft. Der sensible Hörer sei gewarnt: dieses Stück könnte sie in exotische Höhen versetzen, die man eigentlich nur mit einem offiziellen Kama Sutra-Lehrer aufsuchen sollte.
„Fellow earthlings- you six-Billion-plus CO2 exhalers- Join the Bicycle Revolution!” ( Erdlinge, ihr sechs Milliarden CO2 Ausatmer, schließt Euch der Fahrrad Revolution an!) JLM stellt uns Bob Denard (ein ehemaliger französischer Fremdenlegionär, der seine wahre Bestimmung darin fand, in kleineren afrikanischen Ländern krumme Dingers zu drehen) vor, hier gespielt von Charles Gil, dem franko-finnischen Freund der Band. Afro-beat liegt in der Luft, während die Truppen ihre Gummiboote aufpumpen und ihre Räder ölen. Wir hören die zweirädrige Guerilla, wie sie, begleitet von bombastischen Explosionen des Dahlgren-Alleingangs, in die Schlacht ziehen. Sie radeln immer weiter, nehmen mit ihren polyrhythmischen Rädern die Hauptstadt ein und schlagen in den Ruinen der Automobil-Fabriken ihr Basislager auf. „Solange sie radeln, wird die Revolution ihre Kinder nicht fressen. Radelt weiter, auch wenn Eure Hintern wund sind!“
Nachdem diese Schlacht geschlagen ist, können wir uns einem noch größerem Vorhaben widmen. Die Zukunft des selbstgerierenden Transports auf zwei Rädern ist gesichert, aber was ist mit seiner Funktion im Bereich Tanz, Musik, Literatur und den visuellen Künsten? In „Great Vision of People on Two Wheels“ zeigt JLM, dass sich die Räder der kreativen Vorstellung auf immer und ewig um die Achse eines Funky Grooves drehen.
Als nächstes begeben auf eine epische Wüstenreise…Der Titel „Lawrence“ bezieht sich natürlich auf die schillernde Persönlichkeit T.E. Lawrence „Lawrence of Arabia“ (1888 – 1935): Ein britischer Verbindungsoffizier und Autor im zweiten Weltkrieg, der seine Zeitgenossen, die einen Helden aus ihm machen wollten, extrem verwirrte, als er sich in den 20ern wieder als gewöhnlicher Berufssoldat bei der Royal Air Force einschrieb. Dementsprechend ist auch die Musik enigmatisch: Sie dreht sich im Kreis, entwickelt sich zu Neuanfängen, wo viele eigentlich Lösungen vermuten…Das Ganze endet mit einem Sonnenaufgang am Roten Meer und einem Möwenschwarm .
“ Du sollst kein Übergepäck mit an Bord nehmen“, sprach wissend Lord Spakeshire vor seiner letzten Reise auf dünnes Eis. Daran hielt sich auch Eugene, Johnnys lange verschollener, Banjo spielender Vater und lehnt die Silberlinge (auch CDs genannt) seines Sohnes ab. In „Eugene’s Bastard Son“ stechen wir mit einem entspannten Gene Krupa-beat in See, wo wir aber schnell von einem Fallwind verzerrter Gitarren weggepustet werden. Aufblitzender Free Jazz Eskapismus leuchtet uns den Weg in die morastigen Sümpfe North Carolinas, wo uns die Namen von einigen Reptilien und Amphibien vorgestellt werden, die als Synonyme für bewusstseinserweiternde Drogen stehen. Aber Johnny ist eine Katze, die immer auf den Füßen landet. So nimmt er die letzte Abkürzung / Abzweigung zu einem besonders gut verpackten grünen Meta-Choral.
*Lord Spakeshire (1665-1721), Kaledonischer Frachtexperte, lebte von Kräutern und folkloristischem Aberglauben in den Wäldern von Neukölln (Berlin).
Nachdem wir uns im letzten Stück diverse akustische Substanzen reingepfiffen haben (inklusive des abschließenden Acapella Gesangs des irgendwie eher instrumental beschlagenen Trios), ist es nun ein Genuss, die einfachen und verdauungsfördernden Freuden von Melodie und Harmonie wiederzuentdecken: Columbine and Mingus. Dieser freundliche Songtitel bezieht sich auf einen Traum, den der Komponist dieses Stücks hatte. In diesem läuft dessen 10 jährige Nichte an der Hand von Charles Mingus, der, von Zeit zu Zeit, mit den Waffen der Kreativität auf die Philister im Foyer des Museums of Modern Art feuert.
Aufgestanden und salutiert! „Hymn oft he New Five Year Plan!“ Aus sicherer Quelle habe ich erfahren, dass JLM einen Remix dieses Stücks plant : Mit einem 5000 Mitglieder großen Kinderchor und einem 33.000 köpfigen Posaunen-Ensemble der Ex-Auto-Gewerkschaft . Dann ist das Stück auch laut genug, um bei gigantischen Fahrrad-Paraden in Asien gespielt zu werden. Bis dahin müssen wir uns allerdings mit der Trio-Version zufrieden geben. “ Die Freude und Begeisterung über die revolutionären Entwicklungen wird hier ganz wunderbar dargestellt. Wie groß ist doch das Bemühen des Kollektivs der revolutionären Erlösung Ausdruck zu verleihen.“
“ Ladieees and gentlemen… pimps, players and hustlers, willkommen zur zweiten Runde unseres dreckigen Fights voller Atonalität und ungerader Takte. In der linken Ecke der wackere Johnny La Marama, in der rechten Ecke der großartige und allmächtige Space Skum. Begrüßen Sie die Kämpfer mit einem warmen Applaus und machen Sie sich gefasst auf harte Bandagen, üble Tricks, nuklear-akustische Hilfsmittel und wahnwitzige Gesangsstaccati. Werden sie es diesmal schaffen?!…“
Eine Herde (haariger) Dreiräder sammelt sich unter der erbarmungslosen Sonne der Nubischen Wüste. Einige haben seit Generationen ihre Reifen nicht gewechselt, andere lechzen nach einem Tropfen Öl; doch plötzlich ertönt der apokalyptische Akkord: Die elektrische Harfe erklingt scharf und die Herde setzt sich in (eine) (Dreh-)Bewegung. „Heute begehrt die Maschine gegen seinen Meister auf, bricht das Sigel des Unheils, rüstet sich mit Bass-Saiten und Trommeln, ja Trommeln!“ Ein namenloses, entfesseltes Infernal fegt über den Schutt der Motorisierung und alles wird zertrampelt. Es ist ein Tricycle Evolution Stampede.
Was würde wohl passieren, wenn die Meters, Led Zeppelin und Johnny La Marama gleichzeitig mit ihren jeweiligen Flugzeugen auf eine einsame Insel abstürzen und das Unglück überleben würden? Während sie auf ihre Rettung warten, würden sie eine Runde jammen. Das würde dann etwa klingen wie dakaschae. Gibt es da eine Verbindung zur Tatsache, dass Dr. Chamal Dakaschae – manche Jazzkritiker erinnern sich womöglich – der revolutionäre Musiksoziologe war, der behauptete und mit mathematischer Genauigkeit bewiesen hat, dass die Summe aller Noten von J.S. Bach, Beethoven, Brahms, Bruckner und Berg „Ba Ba Black Sheep“ ergeben?
Weiter rauschen wir durch einen Strudel von 70er Fusion Sounds, die uns hinab ziehen zu den Back Alleys and Broad Boulevards“, der letzten Zufluchtstätte dieser gefährlichen und hoffnungslos revolutionären Gang: Dem Mahavishnu Orchester. Aber just als wir denken, das unausweichliche Tausendsassa-Drum-Solo würde losgehen, rutscht JLM auf einer metaphysischen Bananenschale aus und landet auf einer musikalischen Müllhalde, genauer (im Wurmfortsatz) von Texas, um 3 Uhr morgens. Erst denken wir, dass kann nur Zufall sein, doch dann passiert dies nochmal und wir pfeifen: “ …einsamer Cowboy, so weit weg von Zuhaus…“
Auf den windigen Hochebenen von Schaefers Besentechnik stehen wir mit Erstaunen und wandern in eisigen Flageolett-Skulpturen umher. Und aus dem Nebel erscheint Krysztal Palace und stellt uns Angst erfüllten mit einer geisterhaften Armada von Melodieembryonen nach.
Jede Revolution bringt auch Verluste mit sich. Im letzten Kapitel, Your Jazz Is Dead, wird ein alter Leichnam zur letzten Ruhestätte getragen. Nach dem anfänglichen Trauermarsch, getragen von Dahlgrens Crooning und den Backing Vocals der Band, driften die Drei in eine Art Bebop im 4/4 Takt (was , wie JLM Fans wissen, selten genug vorkommt) ab, um dann festzustellen, dass irgendjemand, irgendwo entschieden hat, im Verlauf des Stückes das Tempo anzuziehen… (der Autor kann sich das nur so erklären, dass da vor der Aufnahme irgendwas in die Getränke der Rhythmusgruppe geschüttet wurde. Kalima haut noch ein rasendes Solo raus, bevor an die Vergebung der Sünden erinnert wird und Schaefer die Nägel in den Sarg hämmert.
_FL
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Johnny La Marama – Bicycle Revolution (english)
“Johnny, come back soon!” The call has been echoing off the walls of every metropolis in the world since Johnny La Marama’s last album, “…Fire!”. This irresistible charm between Tom Waits, Sun Ra and “spaghetti” westerns, this contagious, aesthetic disobedience, this untamed lust for breaking taboos, this ludicrous tour de force through the grey areas of premodernism, this mother of all bastards between futurism and anachronism – it all just has to make anyone who happens to hear the album hopelessly addicted. Still, Johnny La Marama remains unpredictable. There isn’t a regular “band” behind the name – it’s the free spirit in person that unites these three notorious nonconformists of the Berlin scene. In spite of all the waiting and anticipating, it was to take three long years until Johnny heard the call and returned to his fans.
Has Johnny become a different person on his new album “Bicycle Revolution”? Once again he manifests himself above his faithful disciples, guitarist Kalle Kalima, bassist Chris Dahlgren and drummer Eric Schaefer. Once again it is that unmistakable sound that defies definition, permitting everything and excluding nothing. So in principle, nothing has changed here. “When Johnny calls, we have to come,” explained Eric Schaefer already when the last album was released.
“Johnny is a kid – like a newborn baby that starts forming its own character”, adds Chris Dahlgren, looking at the new record. “We followed the development of this character. This band is more than my, Eric’s, or Kalle’s child. We all have our own projects. When we get together Johnny is the boss. He makes decisions, takes off in a certain direction, and we follow him.”
The comparison with the baby is not so far-fetched. Schaefer and
Dahlgren have become proud fathers since the last album, Kalima already has two children. If he was drawn out into the wild world on his last record, to bizarre deserts, imaginary metropolises, and exotic beaches – places where he could uninhibitedly live out his carefree vagabond existence – now he‘s put down some roots.
Berlin is home to his third record in seven years.
Although Johnny La Marama’s three protagonists have been at home on the River Spree since founding their jazz-guerrilla, until now they’ve mostly defined themselves with their respective cosmopolitan identities. Kalima is a Finn, Dahlgren an American and Schaefer a German. Three completely different temperaments that clash into each other, releasing energy in a kind of nuclear fusion.
Even today they don’t want to hear anything about a typical “Berlin” sound. “We are still an international band, but maybe we have come to realize that there could be no “us” any other place besides Berlin”, reflects Kalima, and Dahlgren takes up the thread. “We have the blues. That’s what makes us different from other Berlin bands. We like to be dumb and shake our butts. We like the groove. Our music would be unthinkable without this element.”
“Maybe this album really is somewhat earthier than before. But we didn‘t plan it like that beforehand. Johnny dictated it to us. He is this guy who makes a lot of mistakes and often leads us in the wrong direction. And then we have to make a decision.”
He hit the nail right on the head here. Even if Kalima, Dahlgren and Schaefer seem to be indulging in their typical electric trio sound at first listening, a sound that usually runs right under and sometimes way over the limit and invokes a bold, big city blues that grooves right up to detonation, their current brew is much more direct and suitable for everyday use. Instead of the yearning, exotic fake in gangster’s clothes they celebrated on their last CD, this time they are tenaciously defending their urban front yards. Three mercenary soldiers serving the green revolution. “In the last three years a lot of material has piled up”, sighs Dahlgren. “We can play any kind of music imaginable, but it took us three years to find out what Johnny wants.”
The troika under the pennant of Johnny La Marama consists of passionate eclecticists. Each of the three musicians comes to Johnny from his numerous separate projects with highly varied qualities and origins. They could easily put out a new album every month. But that wouldn’t be Johnny anymore, because according to Dahlgren it’s all about that tricky question of what fits and what doesn’t. “This is where Johnny comes into the game. We can’t explain it, but we know when the time is right. When all three members say “yes”, then it’s Johnny.” Easier said than done, Kalima finds, “because we are all still distinct individualists. We all compose and sometimes want to go in very different directions. There are two ways to develop a piece. Either we compose together. Or somebody helps along a bit while the others wrinkle up their noses, wanting something totally different. And in the end we still have something we all created together.”
The soundtrack to “Bicycle Revolution” is packed full of profundities, associations and information. But where other musicians first think about something and then pour it into music, with Johnny La Marama it works exactly the other way around. Three intellectuals who really let themselves go in their music, and then afterwards think about what they actually said. When we get together as Johnny La Marama, confirms Dahlgren, “We just plug the instruments in and start to jam. It’s a ritual we do not talk about.”
Johnny La Marama is a band that’s not in a hurry. Every idea has time to ripen until it’s right. Mistakes, even complete failure sometimes have to happen in order to bring new concepts to completion.
In the end, even Johnny remains a mystery to his three protagonists. “Whenever we start thinking we know him, he does the exact opposite. Then he pulls out a bag of tricks, constantly causing huge chaos. You can have the best plan, he destroys it. There’s a catastrophe hidden behind all his plans. We leave perfect performances to others. It’s good to know that it’s okay to be way off-base. Because if you try not to make any mistakes, that’s when you really start making them.”
In the end, “Bicycle Revolution” can be reduced to a very simple formula: Johnny La Marama celebrates life itself with his new album, life with all its highs and lows. Taking off from down-to-earth, he performs a tour de force through the front lawns of perfectly normal madness.
THE LA MARAMA REVOLUTION
by Dr. Feonard Leather
The appearance of a new album by Johnny La Marama is always a rare event. The word “rare” has several meanings: 1. occurring or found infrequently; markedly uncommon: a rare disease; the rare gas station on that stretch of the road. 2. having the component parts loosely compacted; thin; rare gases. 3. unusually great: a rare display of courage. 4. admirable, exemplary; She showed rare tact in inviting them. All of these definitions might apply, as the case may be, to this remarkable trio of musicians. But in this case- their third recording- it’s not just a rarity, it’s a revolution: Bicycle Revolution. The word “bicycle” means: 1. a vehicle with two wheels in tandem, pedals connected to the rear wheel by a chain, handlebars for steering and a saddle-like seat. 2. to ride a bicycle. Could the bicycle, here, be a metaphor for a self-generating collective meta-conscious revolution in motion? Relevantly, the word “revolution” has several meanings: 1. a complete and forcible overthrow and replacement of an established government by the people governed. 2. a sudden, complete, or radical change in something: a social revolution caused by automation. 3. a procedure or course, as if in a circuit, back to a starting point. 4. turning around or rotating, as on an axis. 5. the orbiting of one heavenly body around another. 6. a cycle of events in time or in a recurring period of time. As to the possibilities of a “bicycle revolution” in a contemporary utopio-musical conception: this writer believes that if Antonin Artaud, Albert Ayler and Hermann Helmholtz were still alive- and clad in guerilla army attire- they would gladly join forces with Johnny La Marama in this meta-vibrational invasion of bicycles and rubber boats upon the shores of today’s jazz scene, re-revolving their way into the far reaches of the galaxy, the Tiergarten and the imagination.
Our mission begins with a visit to Andy Summers (guitarist of the pop-rock trio “The Police”) in a North London pub. Summers focused on songs and group sound instead of showing off with fast licks; this was a very rare case, indeed, for a rock guitarist in 1970s. Here, Johnny La Marama (JLM) takes a sonopsychic photo of Summers’ brain, after a pint or two, and runs it through a filter where Zenyatta Mondatta meets phi kappa Zappa. A warning for the sensitive listeners: this tune may take you to exotic heights, usually only to be visited with an official Kama Sutra instructor.
“Fellow earthlings- you six-Billion-plus CO2 exhalers- Join the Bicycle Revolution!” JLM introduces us to Bob Denard (the former French legionnaire soldier who found his true calling organising coupes in minor African states), played here by the band’s Franco-Finnish friend Charles Gil. Afro-beat flavour accompanies the troops pumping up rubber boats and oiling their bicycles. We can hear the two-wheeled guerrillas getting into sonic combat with the bomb-bass-tic explosions in Dahlgren’s solo. They ride ever-onwards, taking over the capital with their polyrhythmic bicycles and set up base-camp upon the ruins of the automobile factory headquarters. “The revolution won’t eat its children as long as they keep riding their bicycles. Let’s ride as long as our butts can take it!”
With our coup successfully accomplished we can reflect upon a greater undertaking: the future of two wheels as self-generative transportation is assured, but what about it’s function in dance, music, literature and the visual arts? As JLM demonstrates in Great Vision of a People on Two Wheels, the wheels of the creative imagination spin eternally upon the axis of a funky groove….
We are launched next into an epic desert journey of tri-tetra-blues-engineered-time-and-space travel. The title, Lawrence, refers us to the enigmatic T. E. Lawrence „Lawrence of Arabia“ (1888 – 1935), who besides being an innovative British WWI liaison, soldier and writer, confounded the people of his time who wanted to make a hero out of him by re-enlisting as a Royal Air Force regular in the 1920’s. Correspondingly, the music is enigmatic, turning in on its self and developing into new beginnings where many would expect conclusions…. We end up as a flock of gulls on the Red Sea coast at dawn.
“ Thou shalt not take overweight aboard”, said Lord Spakeshire*, foresightedly, on his last trip onto thin ice. Sticking to this rule, Johnny’s long lost banjo-playing father, Eugene, rejected the silver embossed plates (a.k.a. cd recordings) of his son. In Eugene’s Bastard Son we put to sea on a Gene Krupa-engineered-tom-tom-device only to find ourselves quickly blown away by guitar distorted back-beat-hitting blues-rock gusts. Flashes of free jazz escapism light our way into the muddy swamps of North Carolina, where we are introduced to some names of reptiles and amphibians to be used as pseudonyms for mind-altering chemical substances. But Johnny is a cat who always lands on his feet, taking the final short cut to a particular densely packaged green meta-chant.
*Lord Spakeshire (1665-1721), Caledonian freight-watcher, living on herbs and folkloristic superstition in the woods of Neukölln (Berlin), Germany.
Having consumed so many different sonic substances in the previous track (including the concluding acappella vocal work of this somewhat-more-instrumentally-gifted trio of musicians) it’s a pleasure to re-discover the simple, digestive joys of melody and harmony, as expressed in Columbine and Mingus. This gentle song’s title refers us to the composer’s imaginary vision of his ten-year-old niece holding hands with the renowned deceased bassist and composer Charles Mingus, who, from time to time, with his other hand unleashes a barrage of heavy-weapon fire from the guns of creative imagination upon the Phillistines in the foyer of the Museum of Modern Art.
All salute the Hymn of the New Five Year Plan! From secret sources I’ve heard that JLM is planning a re-mix that adds a five thousand member children’s choir and a thirty three thousand member ex-auto-workers-union trombone ensemble, to make the tune loud enough for use in massive Asian bicycle parades. But, for now, we must content ourselves with the trio version. “The joy and excitement of the ongoing revolutionary development are beautifully portrayed in the collective’s effort to reach perfection in the expression of its revolutionary fulfilment.”
“ Ladieees and gentlemen… pimps, players and hustlers, welcome to the second round of our filthy fight of atonal lines in asymmetric meter. In the left corner the brave Johnny La Marama, in the right corner the magnificent, omnipotent Space Skum. Give them a warm round of applause and be prepared for extra gravity, cheap tricks, some nuclear subsonic devices and furiously freaky voice staccati. Will they make it this time?!…”
A herd of furry tricycles gathers itself under the pitiless Nubian Desert sun. Some have not changed tires for a generation, others starve for lubrication; suddenly, with the intonation of an apocalyptic chord, the electric harp rings sharp and sets the herd into mass-gyration. “Today the machine will rise against its master, breaking seals of disaster, prepared bass strings, drums, drums.” A nameless, unleashed, infernal force drives away debris of mechanization and everything is trampled beneath the Tricycle Evolution Stampede.
If the Meters, Led Zeppelin and members of JLM would simultaneously crash their respective airplanes upon the same desert island, survive, and start to jam while waiting to be rescued, the result would sound like dakaschae. Could there be a connection that Dr. Chamal Dakaschae was, as some jazz critics may recall, the revolutionary social-musicologist who predicted and proved, with mathematically perfect accuracy, that the sum of all of the notes in the combined compositions of J.S. Bach, Beethoven, Brahms, Bruckner and Berg equaled “Ba Ba Black Sheep”?…
Next, we’re swept up in a whirlpool of rushing, early 1970’s fusion sound that spins us down Back Alleys and Broad Boulevards, towards the last hideout of that dangerous and desperate revolutionary gang: the Mahavishnu Orchestra. But just when we think the inevitable thousand-tom-tom-ed drum solo will appear, JLM slips on a metaphysical banana peel and lands in a musical dumpster, somewhere in the Texas Panhandle at 3 a.m. We think this might just be an accident until the act is repeated a second time, and we’re whistling: “I´m just a lonely Cowboy, a long way from home…”.
Upon the windy plains of Schaefer’s brushwork we gaze at and wander around icy flageolet tone sculptures. And there appears out of the mist the Krysztal Palace, haunting us with ghostly embryos of melodies, full of awe.
With every revolution come some casualties. On the last cut, Your Jazz is Dead, an old corpse is carried out to its final resting place. After the initial, bluesy dirge with Dahlgren’s ‘crooning’ and the band’s vocal backing, they finally go in for some bebop and 4/4 time-playing (for rare a change- as JLM fans will know) only to find that someone, somewhere, has decided to ‘turn up the metronome’ as the track progresses… (this writer’s opinion is that there may been something slipped into the rhythm section’s juice before recording this one). Kalima cuts-up some nice double and triple-time solo-ops before the last rights are remembered and Schaefer ‘puts the nails in the coffin’.
-FL