Release June 01, 2004
EAN/UPC: 705304480922
Traumton CD: 4474
Lineup
Kai Brückner: electric & acoustic guitars, dobro Jan von Klewitz: saxophone Johannes Gunkel: double bass Rainer Winch: drums
All titles published by Traumton Musikverlag,
except 1 by TVT Music Inc ; Universal/MCA Music Publishing GmbH
and 5 by Six Pictures Music; Neue Welt Musikverlag GmbH & CO KG
Recorded, mixed and mastered by Wolfgang Loos at Traumton Studios, Berlin
Info / Info english
Yakou Tribe – Red and Blue Days
Lange sind die Zeiten vorbei, in denen sich deutsche Jazz Bands über amerikanische Vorbilder definieren mussten. Das Berliner Quartett Yakou Tribe hat bereits vor drei Jahren mit seinem Debütalbum „Road Works“ eigene Maßstäbe gesetzt. Ihre Stücke glichen urbanen Fantasien von Bewegung und Zustandsveränderung. Ein sinisteres (das japanische Wort yakou beschreibt unter anderem nächtliche Reise und nächtliches Schimmern) Überwinden der alltäglichen Trägheit, ein Schwelgen in unerhörten Sounds, direkt dem Berliner Pflaster abgelauscht.
Drei Jahre sind seitdem vergangen. Der Yakou Tribe ist weder weiter gezogen, noch musste er sich neu generieren. Mit seinem neuen Album “Red And Blue Days“ schließt er an, wo er mit „Road Works“ aufgehört hat und setzt dennoch völlig neue Akzente. Der Sound der Band ist entspannter geworden, kann in der kreativen Stille ebenso verweilen wie in der zielgerichteten Bewegung. Die sphärische Rastlosigkeit des ersten Albums wird mit Phasen gemessener Ruhe kontrapunktiert. Zum Abenteuergeist gesellt sich Nachdenklichkeit, zum Treibenlassen auf Klangflächen die Lust an der Vollendung. „Der wesentliche Unterschied besteht darin“, erläutert Gitarrist Kai Brückner, „dass die Sessions des ersten Albums sich über Jahre hinzogen, während die neue CD in einer konzentrierten Produktion entstanden ist. Aber wir können auch auf viel mehr gemeinsame Erfahrungen zurückgreifen, kennen uns genauer und bringen alles ungleich besser auf den Punkt.“
Das Album beginnt mit einem Kontrast in sich, einer wunderbar gelassenen und gemessen am Original sanften Fassung des Industrial-Klassikers „Hurt“ von den Nine Inch Nails. In Yakou Tribe wirken verschiedene Kräfte mit- und gegeneinander, sodass in jedem einzelnen Stück ein komplexes Feld von Spannungen, Verschiebungen und Kontrasten entsteht. Avantgardistisches paart oder mischt sich mit Traditionellem, Urbanes mit Pastoralem, Rhythmisches mit Melodischem, Geschmeidiges mit Sprödem, Amerikanisches mit Europäischem. Ein freundschaftliches Ringen von Kraftfeldern, die von jedem einzelnen Musiker ausgehen, für einen Augenblick im Vordergrund stehen, um sogleich einem anderen Kraftfeld Platz machen. „Wir verbringen über die Musik hinaus viel Zeit miteinander. Dennoch hat jeder von uns ziemlich eigene Vorstellungen davon, was Yakou Tribe am Ende ausmacht. Wir vertreten extrem unterschiedliche Vorlieben. Nicht selten gibt es zu einem Stück innerhalb der Band vier verschiedene Kommentare“, so Kai Brückner, und Saxofonist Jan von Klewitz ergänzt: „Yakou Tribe ist weniger die Summe der unterschiedlichen Geschmäcker der Bandmitglieder, als das, was sich bei aller Vielfalt als gemeinsames überlappt.“
Yakou Tribe ist die Summe vier außergewöhnlicher Musiker-Persönlichkeiten. Alle vier wurden in den Sechzigern geboren, sind mit Led Zeppelin und den Rolling Stones aufgewachsen und haben ein Jahr nach der Jahrtausendwende alle nur denkbaren künstlerischen Metamorphosen hinter sich gebracht. Kai Brueckner gehört zu den innovativsten und ausdrucksstärksten Gitarristen der jüngeren Berliner Szene. In New York ging er durch die Hände von Lehrern wie John Abercrombie und Mike Stern, die deutliche Spuren in seinem Spiel hinterlassen haben. Mit Jerry Granellis Band UFB nahm er mehrere Alben auf und tourte durch die USA und Kanada. Jan von Klewitz arbeitete unter anderem in Gruppen unter der Leitung von Albert Mangelsdorff und Alexander von Schlippenbach, in Ensembles mit Bill Elgart, Michel Godard und Steve Argüelles sowie in der großartigen Crossover-Jazzband Tacabanda. Bassist Johannes Gunkel studierte erst Klavier und Geige, bevor er zum Kontrabass konvertierte. Er nahm an Workshops mit Dave Liebman teil und spielte mit Matthias Rüegg, Jim Black und John Taylor. Rainer Winch schließlich gehört zu den renommiertesten Schlagzeugern Deutschlands. Er spielte mit Siggi Busch, Marc Levine, Kirk Nurock, Felix Wahnschaffe und wirkte auf Paul Brodys CD „Tango Toy“ mit.
Der Albumtitel „Red And Blue Days“ geht auf eine Titel-Idee Jerry Granellis für ein altes Stück von Kai Brückner zurück. „Er steht für das tägliche Auf und Ab zwischen Euphorie und Frust, Spaß und Unlust, Traum und Wirklichkeit“, erklärt Brückner. Trotzdem das zweite Album von Yakou Tribe sich wesentlich stärker auf der inneren Geschlossenheit der einzelnen Stücke aufbaut als sein Vorgänger, der sich mehr an das Gesamtwerk durchziehenden Stimmungen orientierte, scheut sich der Yakou Tribe nicht vor Asymmetrie, Ecken und Kanten. Nicht zuletzt hinterlässt die Stadt Berlin selbst ihre Abdrücke im Sound der Band. Brückner macht das „einerseits an der Hektik und Unruhe der Großstadt“ fest, „die sich in urbaneren Passagen Bahn bricht“, andererseits aber auch an der „Sehnsucht nach der Umgebung, dem Rauswollen aus dem Chaos, das sich in balladesken und countryhaften Stücken ausdrückt.“ Klewitz sieht gerade das Ungleichgewicht der Stadt ohne Mittelpunkt in dem stilistisch schwer zu ortenden Soundgemisch der Band aufgefangen. „Berlin läßt Freiräume und bietet Herausfordung, hier müssen wir uns auf keinen bestimmten Sound festlegen, schillernde Vielfalt und wache Offenheit bieten Raum für Kreativität. Zwischen Swing und Avantgarde, Country und Rock fühlt man sich niemals eingeengt und findet immer wieder neue Ausdrucksmöglichkeiten.“
Dichter als „Road Works“ komprimiert „Red And Blue Days“ die endlosen Weiten und schwingt in musikalischer Abenteuerlust weit über den Radius des Jazz hinaus.
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Yakou Tribe – Red and Blue Days (english)
Long gone are the times when German jazz bands had to define themselves along the lines of their American idols. The Berlin quartet Yakou Tribe already set its own standards three years ago. Their songs equalled urban fantasies of movement and changing moods. A sinister (the Japanese word yakou describes, among other things, nightly travels and nocturnal shimmering) surmounting of daily lethargy, indulging in unheard of sounds, overheard straight from the pavements of Berlin.
Three years have passed since then. Yakou Tribe has neither moved on nor had to regenerate itself. With their new album „Red and Blue Days” they pick up where they left off with „Road Works“ and still set completely new accents. The band’s sound is more relaxed, it can dwell in a creative style just as much as in directed movement.
The spherical restlessness of the first album is counter-pointed with phases of measured calm. The spirit of adventure joins pensiveness, floating in wide expanses of sound merges with the joy of completion. ”The most important difference is”, explains guitarist Kai Brückner, „that the sessions from the first album stretched out over years, while the new CD was made in one concentrated production. But we can fall back on a lot of common experience, we know each other better and can even out our differences to get to the point.”
The album begins with a contrast to itself, a wonderfully cool, calm, and soft version of the industrial classic „Hurt” by Nine Inch Nails, quite true to the original. In Yakou Tribe, different forces work with and against each other so that in every single song a complex field of suspense, shifting, and contrast emerges. Avant garde couples or mixes with traditional, urban with pastoral, rhythmical with melodic, smooth with rough, American with European.
This band is a friendly fight of force fields radiating from each individual musician; each stepping briefly into the limelight only to step back and make room for the next force field. „We spend a lot of time with each other apart from making music. But each one of us has pretty much his own ideas as to what really makes Yakou Tribe. We each have extremely different predilections. It’s not seldom that we get four completely different comments on a song just within the band”, says Kai Brückner. Saxophonist Jan von Klewitz adds: „Yakou Tribe is not so much the sum of the band members’ different tastes, it’s more of a joint product which emerges from all those different tastes overlapping.”
Yakou Tribe is the sum of four exceptional musical personalities. All four were born in the sixties, grew up with Led Zeppelin and the Rolling Stones and, one year after the turn of the millenium, have been through every conceivable artistic metamorphosis. Kai Brueckner is one of the most innovative and expressive guitarists on the young Berlin scene. In New York he was schooled by teachers like John Abercrombie and Mike Stern, who left an audible influence in his playing. He recorded several albums with Jerry Granelli’s band UFB and toured with them through the USA and Canada. Saxophonist Jan von Klewitz worked, among others, in groups under the direction of Albert Mangelsdorff and Alexander von Schlippenbach, in ensembles with Bill Elgart, Michael Godard and Steve Argüelles as well as with the great crossover jazz band Tacabanda. Bass player Johannes Gunkel first studied piano and violin before converting to double-bass. He took part in workshops with Dave Liebman and played with Matthias Rüegg, Jim Black and John Taylor. And filigree groove specialist, Rainer Winch, played with Michael Schiefel, Siggi Busch, Marc Levine, Kirk Nurock, and Felix Wahnschaffe, and performed on Paul Brody’s CD „Tango Joy“.
The title of the album, „Red and Blue Days” goes back to one of Jerry Granelli’s ideas for a name for one of Kai Brückner’s songs. „It stands for the daily up and down between euphoria and frustration, fun and listlessness, dream and reality”, explains Brückner. In spite of the fact that Yakou Tribe’s second album is built more on the inner unity of the individual songs than their first, which was more oriented on the atmospheres running through the whole thing, Yakou Tribe does not shy from asymmetry, angles and edges.
Last but not least, the city of Berlin itself leaves its mark on the sound of the band. Brückner nails it down to „on the one hand, the hectic and restlessness of the big city itself that breaks through in the more urban passages,” but on the other „the longing for the country and wanting to get out of the chaos, that expresses itself in the more balladic and country-like songs.”
Klewitz sees the imbalance of the city without a center as exactly what the band picks up on in their mix of sound, which defies a definite style. „Berlin has a lot of space and freedom and offers challenges, we don’t have to stick to one particular sound here, shimmering diversity and wakeful openness provide room for creativity. Between swing and avant garde, country and rock you never feel closed in and always find new possibilities of expression.”
More compact than „Road Works“, „Red and Blue Days“ condenses the endless expanses and swings far beyond the radius of jazz in the musical thirst for adventure.