Release October 29, 2021
EAN/UPC 705304469620
Traumton CD: 4696
Lineup
Lorenz Raab: trumpet, flugelhorn, harmonium, shell Ali Angerer: tuba, electric dulcimer, cithar Rainer Deixler: drums, percussion
Info / Info english
BLEU – Deeper
Bleu, nicht Blue. Das macht einen Unterschied. Denn es geht nicht um die Traurigkeit des großen Gefühls, sondern um die Melancholie der feinen Klänge. Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind ihr Lorenz Raab, Ali Angerer und Rainer Deixler auf der Spur. Und sie haben dafür eine besondere Konstellation gewählt.
Raabs Trompete, zuweilen auch das Flügelhorn, sind Kompagnons der Stimme. Sie sind Medien eines Erzählers, der gerne ein wenig ausholt, an bedeutsamen Stellen verweilt, um dann gemessenen, aber bestimmten Schritts sein Ziel zu erreichen. Denn sie haben den Ton eines erfahrenen Künstlers, der sich in der Welt der Klassik ebenso zuhause fühlt, wie in den Clubs der langen Nächte und diese Weite der Impulse zu einer gelassenen kammermusikalisch improvisierenden Mischung verbindet. Kenny Wheeler trifft Mozarteum, womöglich mit einem Elektroniker an der Seite, eine Verbindung der Lehrer und Einflüsse von einst, die sich längst zu einem individuellen Spielstil entwickelt haben.
Ali Angerer hingegen ist bereits in der Wahl seiner Instrumente ein Dompteur der Widersprüche. Auf der einen Seite steht die Tuba, tief und wuchtig, ein Klangkörper der mühelos nach dem Raum greift und ihn beherrscht. Auf der anderen kontert er mit einer elektrischen Dulcimer, die als Bordunzither mit schwirrenden, fragilen Saitenklängen den Bandsound transparent wirken lässt und außerdem mit ein wenig synthetischer Erweiterung auch dezente, überraschende Effekte zulässt. Rainer Deixler schließlich versteht sich als Pulsgeber, weniger als Rhythmusknecht. Sein Schlagzeug bevorzugt hintergründige Akzente, Beckensounds und ungewöhnlich geschlagene Trommeln, die der Musik einerseits Struktur verleihen, sich darüber hinaus aber als Textur verstehen, die die Melodien umfängt und ihr eine Basis zur räumlichen Entfaltung gibt.
In der Summe ergibt das Bleu als ein Trio kammerjazzig ineinandergreifender Klangideen.
„Deeper“ ist als Studioalbum Nummer 5 seit dem selbstbetitelten Debüt 2001 einerseits Fortentwicklung, andererseits Conclusio einer musikalisch gemeinsam erlebten Zeit. Die Musik ist noch zurückgenommener, reduzierter als auf den vorangegangenen Alben, wirkt dabei beiläufig konzentriert wie die Bündelung gestalterischer Energien. Das ist Improvisation ebenso wie Klarheit, melodische Unmittelbarkeit wie harmonisches Schweifen. Deshalb auch der Titel. Denn Raab, Angerer und Deixler sind gemeinsam mit ihrem Trio älter geworden. Sie können sich auf einen Fundus profunder Erfahrungen verlassen, die sie mit ihren anderen Projekten und mit Bleu gesammelt haben. Das ergibt Musik von zarter Schönheit, einer wenig melancholisch manchmal. Aber das ist auch ein Grund zum Lächeln.
BLEU – Deeper (english)
Bleu, not Blue. That makes a difference. Because it’s not about the sadness of the big feeling, but about the melancholy of the fine sounds. Lorenz Raab, Ali Angerer and Rainer Deixler have been on its trail for more than two decades. And they have chosen a special constellation for it.
Raab’s trumpet, sometimes also the flugelhorn, are companions of the voice. They are the mediums of a narrator who likes to take a few strides, pausing at significant points, in order to then reach his goal with a measured but determined stride. For they have the tone of an experienced artist who feels as much at home in the world of classical music as he does in the clubs of late nights, and who combines this expanse of impulses into a serene chamber-music improvising blend. Kenny Wheeler meets Mozarteum, possibly with an electronic musician at his side, a combination of the teachers and influences of yesteryear that have long since developed into an individual style of playing.
Ali Angerer, on the other hand, is already a tamer of contradictions in his choice of instruments. On the one hand, there is the tuba, deep and massive, a body of sound that effortlessly reaches out and dominates the room. On the other, he counters with an electric dulcimer, which, as a drone zither with buzzing, fragile string sounds, makes the band sound transparent and, with a little synthetic expansion, also allows for discreet, surprising effects. Finally, Rainer Deixler sees himself as a pulse generator, less as a rhythm servant. His drums prefer enigmatic accents, cymbal sounds and unusually beaten drums, which on the one hand give structure to the music, but on the other hand see themselves as a texture that surrounds the melodies and gives them a basis for spatial development.
In sum, this results in Bleu as a trio of chamber jazz-like interlocking sonic ideas.
„Deeper“ as studio album number 5 since the self-titled debut in 2001 is on the one hand further development, on the other hand Conclusio of a time experienced together musically. The music is even more restrained, more reduced than on the previous albums, and at the same time seems casually concentrated, like the bundling of creative energies. This is improvisation as well as clarity, melodic immediacy as well as harmonic rambling. Hence the title. Because Raab, Angerer and Deixler have grown older together with their trio. They can rely on a fund of profound experience gained with their other projects and with Bleu. This results in music of delicate beauty, a little melancholic at times. But it is also a reason to smile.