Release January 27, 2023
EAN/UPC: 705304471128
Traumton CD: 4711
Lineup
Frederik Köster: trumpet, electronics, vocals Sebastian Sternal: piano, fender rhodes Joscha Oetz: double bass Jonas Burgwinkel: drums
All Music composed by Frederik Köster Köster
”Further In Summer“ Lyrics by Emily Dickinson Music by Frederik Köster
All titles published by Traumton Musikverlag
Produced by Frederik Köster
Recorded live at Loft, Köln on March 29-30, 2022 by Stefan Deistler
Mixed by Christian Heck on May 26-27, 2022 at Tonart Studio, Kerpen
Mastered by Nate Wood at Kerseboom Mastering
Artwork by Knut Schötteldreier
Cover Photo by Roberto Manzi
Live Photo(s) by Gerhard Richter
Info / Info english
Frederik Köster / Die Verwandlung – Stufen
Seit 10 Jahren spielt Frederik Kösters Band Die Verwandlung zusammen, mit jedem Album überraschen die vielfach ausgezeichneten Musiker (diverse Jazz-Echos, Neuer Deutscher Jazzpreis, WDR-Jazzpreis) durch neue Klangvariationen. 2018 verblüffte das Quartett mit der spektakulären Orchester-Produktion Homeward Bound Suite, 2020 präsentierte es auf Golden Age individuelle Fusionen von akustischer Virtuosität und kluger Elektro-Ästhetik. Das Album stand auf der Longlist des Preises der deutschen Schallplattenkritik und erhielt viel Medien-Resonanz. Das Magazin Concerto hörte „Modern Jazz allerfeinster Güte“, Stereoplay lobte „brillantes Erzählen“ und Jazz Facts im DLF befand:. „..einer der herausragenden Jazzmusiker Deutschlands. Sein strahlendes Trompetenspiel gebietet souverän über die ganze Palette der modernen Tradition – von Freddie Hubbard bis Kenny Wheeler.“
Auf dem neuen Album Stufen vollziehen Köster und seine kreativen Partner wiederum eine Wende und konzentrieren sich ganz auf die akustischen Möglichkeiten ihrer Instrumente.
„Ich wollte einen Kontrast zum Vorgängeralbum, zudem standen schon beim Komponieren alle Zeichen auf Natur“, erklärt Frederik Köster den aktuellen Fokus. „Fast alle Stücke habe ich während des ersten Lockdowns geschrieben, als ich oft im Wald war. So ließ sich schon früh absehen, dass eine Art ‚Naturalbum‘ entstehen würde, geprägt von den Eindrücken und Gedanken bei ausgedehnten Spaziergängen.“
Die herausragenden spielerischen Möglichkeiten des Solistenensembles kommen so vielleicht noch eindrücklicher zur Geltung. Dank ihrer nuancierten Klangsprache und ihres persönlichen Gestaltungswillens können die Stilisten sogar punktuell an historische Aspekte anknüpfen und gleichzeitig ihre zeitgemäße Haltung bewahren. Zumal Köster beim Komponieren offenkundig nicht an Ikonen des Jazz dachte. Vielmehr habe er sich von Klavierstücken des Impressionismus und der Spätromantik inspirieren lassen, letztere klingen beispielsweise im Titelstück des Albums an. Oder von Steve Reichs Minimalismus, erkennbar im letzten Teil von Until I Find You. Nicht nur in Rhyme Or Reason faszinieren Burgwinkels klangvoll-aufstachelndes Schlagzeug, Oetz‘ ruhige und trotzdem kraftvolle Bass-Grundierungen, Sternals moderne, lyrische bis dringliche Klavierphantasien, die Kösters strahlendes, zwischen Eleganz und Expression changierendes Spiel beflügeln.
„Die vergangenen zwei Jahre waren für mich extrem intensiv“, resümiert Frederik Köster und skizziert emotionale Achterbahnfahrten, die neben den Corona-Umständen auch tiefgreifende private Veränderungen wie das Ende einer langjährigen Beziehung umfassen. Trotzdem sind seine neuen Stücke keineswegs düster gestimmt. „Anfangs dachten ja viele von uns, dass die Pandemie schnell wieder vorbei sein wird und empfanden die Ruhe während der Zwangspause für Momente sogar als ungeahnte Möglichkeit“, erinnert sich Köster an das verrückte Frühjahr 2020. „Grundsätzlich bin ich Optimist, also möchte ich eher positive Stimmungen auf CD haben.“ Die Idee, eine Krise als Chance zu betrachten, ist dem 1977 geborenen Musiker aus Köln vertraut, Daher ergreife ihn Hermann Hesses Gedicht Stufen, das „um den Beginn von etwas Neuem kreist, das aber Zeit braucht, um sich zu entwickeln“ immer wieder. Auch andere Titel des Albums sind mehr oder weniger stark von poetischen Worten oder einem literarischen Geist beeinflusst. Etwa Until I Find You durch John Irving und natürlich Further In Summer, bei dem Köster den Text von Emily Dickinson in einen atmosphärischen Song kleidet und mit versierter Ausdruckskraft singt. Hingegen stellt das vehement vorwärts strebende Road Trip mit seinen agil-rasanten Stakkato-Motiven und gewundenen Linien eine Verbindung her zu den arabischen Einflüssen auf Golden Age.
Es gibt noch einen weiteren markanten Unterschied zu früheren Veröffentlichungen des Quartetts. „Ich hatte schon lange geplant, ein Live-Album zu machen, weil man vor Publikum einfach anders spielt als alleine im Studio“, sagt Frederik Köster. Die neue klangliche Ausrichtung legte es nahe, dieses Vorhaben nun umzusetzen. „Ursprünglich hatten wir gedacht, davor einige Aufwärm-Gigs zu spielen, um die Stücke kennenzulernen. Nachdem diese Auftritte alle geplatzt waren, mussten wir entsprechend intensiver proben, um dann an zwei Konzertabende im Loft live mitzuschneiden.“
Aus dem Material wurden jene Stücke ausgesucht, die nun ohne Nachbearbeitung auf Stufen zu erleben sind. Einzig Further In Summer wurde an einem Nachmittag ohne Publikum aufgenommen. „Obwohl wir zuvor lange nicht gemeinsam aufgetreten sind, war das Verständnis bei der ersten Probe auf Schnipp wieder da“, beschreibt Köster das Langzeitgedächtnis des Band-Organismus. Das Arbeitsprinzip, dass er selbst den Rahmen der Stücke komponiere und das Quartett sämtliche Details bezüglich Form und Ausführung beim gemeinsamen Spielen entwickelt, habe sich in der vergangenen Dekade bewährt. „Natürlich sind wir längst extrem vertraut miteinander. Trotzdem sitzen alle auf der vorderen Stuhlkante, versuchen wir uns weiterhin zu überraschen, neue Facetten zu entdecken, was immer noch sehr gut gelingt.“
Die Fotos des Covers visualisieren Frederik Kösters musikalische Reflexionen über innere Gefühlswelten und Ereignisse um einen herum. „Das neue Album ist auf manche Art ein introvertiertes Werk, das vor allem mit mir selbst zu tun hat“, konstatiert er. Private Bezüge gab es in seiner Musik schon früher, man denke nur an die Homeward Bound Suite als akustische Hommage an Kösters alte Heimat. Natürlich klingt Stufen klingt nicht nach vertontem Tagebuch. Die subtile bis spannungsgeladene Musik lebt von Kösters Abstraktionskraft und von der sensiblen Interaktion einer dynamischen Band, die Transparenz und Dichte pointiert einzusetzen weiß. Mit Stufen bestätigen Frederik Köster / Die Verwandlung ihren Status als besonders variable und spielerisch herausragende Working Band des europäischen Jazz.
Frederik Köster / Die Verwandlung – Stufen (english)
Frederik Köster’s band Die Verwandlung [The Transformation] has been playing together for ten years, and with each album the award-winning musicians (various Jazz Echos, New German Jazz Prize, WDR Jazz Prize) surprise with new sound variation. In 2018 the quartet amazed listeners with their spectacular orchestra production Homeward Bound Suite and in 2020 on Golden Age they presented unique fusions of acoustic virtuosity and clever electronica aesthetics. The album was longlisted for the German Record Critics‘ Award and received a lot of media response. The magazine Concerto heard “modern jazz of very finest quality”, Stereoplay praised “brilliant storytelling” and Jazz Facts on DLF [Broadcast Germany] found: “…one of Germany’s outstanding jazz musicians. His brilliant trumpet playing masterfully commands the entire palette of the modern tradition – from Freddie Hubbard to Kenny Wheeler.”
On the new album Stufen [Phases], Köster and his creative collaborators go into another direction once again, concentrating entirely on the acoustic possibilities of their instruments.
“I wanted a contrast to the previous album, and besides, all signs were already pointing towards nature during the composing process,” Frederik Köster explains the current focus. “I wrote almost all the pieces during the first lockdown, when I spent a lot of time in the woods. So it became apparent early on that a kind of ‘nature album’ would emerge, characterized by the impressions and thoughts of theses extensive walks.”
The outstanding instrumental possibilities of the ensemble of soloists are thereby perhaps even more impressively displayed. Thanks to their nuanced tonal language and personal creative drive, the musical stylists are able to tie in historical aspects at times, while still maintaining their contemporary approach. Especially since Köster did not have icons of jazz in mind when composing. Instead, he was inspired by piano pieces from Impressionism and late Romanticism, the latter of which can be heard in the album’s title track for example. Or by Steve Reich’s minimalism, recognizable in the last part of “Until I Find You”. Not only in “Rhyme Or Reason” Burgwinkel’s sonorous-inciting drums, Oetz‘ calm yet powerful bass foundations, Sternal’s modern, at times lyrical, at other times emphatic piano fantasies fascinate and inspire Köster’s brilliant playing, which seamlessly switches between elegance and expressiveness.
“The past two years have been extremely intense for me,” Frederik Köster recapitulates, and describes emotional rollercoaster rides that, in addition to the Corona circumstances, also include fundamental private changes such as the end of a longtime relationship. Despite this, his new pieces are by no means dismal sounding. “Initially, many of us thought the pandemic would be over quickly and sometimes even perceived the tranquility during the forced break as an unexpected opportunity,” Köster recalls about the crazy spring of 2020. “Generally I’m an optimist, so I’d rather have positive atmosphere on CD.” The idea of viewing a crisis as an opportunity is familiar to the musician from Cologne, born in 1977. That‘ s why he is always touched by Hermann Hesse’s poem “Stufen”, which “revolves around the beginning of something new, that needs time to develop though.” Other tracks on the album are also more or less strongly influenced by poetic words or a literary spirit. For example “Until I Find You” inspired by John Irving and, of course, “Further In Summer”, in which Köster dresses Emily Dickinson’s text in an atmospheric song and sings it with skillful expressiveness. On the other hand, the vehemently forward-striving “Road Trip”, with its agile, rapid staccato motifs and winding melodic lines, establishes a connection to the Arabic influences on Golden Age.
There is another striking difference to the quartet’s earlier releases. “I had been planning to make a live album for a long time, because you just play differently in front of an audience than you do alone in the studio,” Frederik Köster says. With the new sound orientation, it made sense to realize this project now. „Originally we had intended to play some warm-up gigs beforehand to get to know the tracks. After these shows were all cancelled, we consequently had to rehearse much more intensively to then record live in two concert evenings at the Loft.”
From that material the pieces were selected that can now be heard on Stufen without any post-production. Only “Further In Summer” was recorded on an afternoon without an audience. “Although we had not performed together for a long time beforehand, the mutual understanding was back again right away in the first rehearsal,” says Köster, describing the long-term memory of the band organism. The working principle in which he himself composes the framework of the pieces and the quartet develops the details regarding form and realization while playing together has proven successful over the past decade. “Of course, we have been extremely familiar with each other for a long time. Nevertheless, we are all still very attentive, try to keep surprising each other, to discover new facets, and this still works very well.“
The cover photos visualize Frederik Köster’s musical reflections on inner emotional spheres and events around you. “The new album is in some ways an introverted work that has to do mainly with myself,” he states. There have been private references in his music before, just remember the Homeward Bound Suite, which is an acoustic homage to Köster’s old home. Of course, Stufen does not sound like a diary set to music. The sometimes subtle, sometimes suspenseful music lives from Köster’s power of abstraction and from the sensitive interaction of a dynamic band that knows how to purposefully work with transparency and density. With Stufen Frederik Köster / Die Verwandlung reinforce their status as a particularly variable and instrumentally outstanding working band of European jazz.