SeOlga Reznichenko Trio – Somnambule
June 03, 2022
EAN/UPC: 705304470527
Traumton CD: 4705
Wer vom Albumtitel Somnambule auf eine durchweg ruhige, traumverlorene Musik schließt, wird hier öfter mal überrascht. Den Namen des Albums meint Olga Reznichenko nämlich nicht wörtlich, sondern assoziativ. „Es geht nicht direkt ums Schlafwandeln, sondern um unterschiedliche Nacht-Zustände. Dazu gehörten auch halb-bewusste Phasen, in denen meine Gedanken nicht zur Ruhe kommen oder Melodien nachklingen, die ich vorher gespielt habe.“
Der Aufmacher Liquid Salt Sleeps Lost erscheint mit seinen harmonischen Momenten tatsächlich recht lyrisch, doch blitzt zwischen der Nuanciertheit bereits das Energiepotential des Trios auf. Das folgende Restless Stone Stops Motion beginnt ebenfalls poetisch, aber schon im melodischen Hauptmotiv fließen Olga Reznichenkos Klaviertöne etwas schneller, verwirbelt Maximilian Stadtfeld die Takte um einiges dynamischer. Seine individuellen Akzente beflügeln die Improvisationen der Pianistin. Während sie mit einer bemerkenswerten Balance aus Eleganz und Entschlossenheit immer weiter ausgreift, schwingt sich auch Bassist Lorenz Heigenhuber zu einfallsreichen, anspornenden Linien auf. Nach gut vier Minuten und einer kurzen Phase der Kontemplation nimmt das Geschehen eine unvorhersehbare Wendung. Plötzlich dominieren repetitive Figuren, die Reznichenko immer kraftvoller kreiseln und tänzeln lässt und dabei einen eigenen Ausdruck zwischen klassischem Minimalismus und Nik Bärtschs Zen-Grooves findet.
Es kommt nicht so häufig vor, dass ein Debütalbum nach den ersten beiden Tracks und rund 16 Minuten Laufzeit dermaßen beeindruckt.
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